Missbrauch in der KPE: Die Spitze eines Eisbergs

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Sind „Geistliche Gemeinschaften“, die sich dem Heiligen und der Rettung der Kirche verschreiben, besonders anfällig für Missbrauch und Vertuschung?

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Sind „Geistliche Gemeinschaften“, die sich dem Heiligen und der Rettung der Kirche verschreiben, besonders anfällig für Missbrauch und Vertuschung?

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Missbrauch und Vertuschung in „Geistlichen Gemeinschaften“ werden viel zu wenig diskutiert. Dies zeigte sich im Dezember 2021, als die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) klammheimlich die „Katholische Pfadfinderschaft Europas“ (KPE) anerkannte. Der in Deutschland und Österreich aktive Verein gehört zum Rechtskatholizismus und dient dem „Engelwerk“ als Nachwuchsorganisation. Wegen seiner spirituellen Ausrichtung zähle ich ihn zu den „Neuen Geistlichen Gemeinschaften“. Zu seinem Markenkern gehört neben strafendem Gott, Rosenkranz und Beichtzwang der Kampf gegen Gendergerechtigkeit.

Wer sich über Missbrauch und Vertuschung in der KPE erkundigen möchte, kann dies mit dem Buch von Johanna Beck „Mach neu, was dich kaputt macht“ tun, das soeben im Herder-Verlag erscheint. Pikanterweise ist Beck, die sich für Reformen in der Kirche stark macht, im Sprecherteam des Betroffenenbeirats der DBK. Dieser wurde vor der Entscheidung zugunsten der KPE vorsichtshalber gar nicht erst nach seiner Meinung gefragt. Umso wichtiger Becks hervorragend geschriebenes Buch. Es erzählt ihre Missbrauchsgeschichte in den 1990er Jahren. Diese Vergangenheit ist nicht vorbei, denn der Täter ist heute noch in Exerzitien aktiv, mit Schwerpunkt in Österreich, obwohl Beck ihn kirchlich anzeigte. Die KPE sah bislang keine Notwendigkeit, sich bei ihr zu entschuldigen, Bedauern und Anerkennung zu zeigen, geschweige denn eine Entschädigung anzubieten. Die KPE ist nicht die einzige Gemeinschaft, die öffentlich in der Kritik steht. Vielmehr stellt sich die Frage, ob „Geistliche Gemeinschaften“, die sich dem Heiligen und der Rettung der Kirche verschreiben, besonders anfällig für Missbrauch und Vertuschung sind. Sehen wir hier gerade erst die Spitze, die auf einen unsichtbaren Eisberg verweist?

Die Autorin ist katholische Vulnerabilitätsforscherin an der Universität Würzburg.

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