Mouhanad Khorchide zum "Burka-Verbot": Brauchen innerislamische Debatte zum Stellenwert der Frau

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Über Burka-Verbote wird diskutiert, dabei geht es eigentlich um den Niqab und die Frage, ob Kopf und Gesicht einer Frau bedeckt sein dürfen. Dabei steht ein innerislamischer Diskurs über die grundsätzliche Haltung zum Stellenwert der Frau im Islam noch aus.

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Über Burka-Verbote wird diskutiert, dabei geht es eigentlich um den Niqab und die Frage, ob Kopf und Gesicht einer Frau bedeckt sein dürfen. Dabei steht ein innerislamischer Diskurs über die grundsätzliche Haltung zum Stellenwert der Frau im Islam noch aus.

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Seit Wochen wird über ein Burka-Verbot in Deutschland und nun auch in Österreich diskutiert. Eigentlich sollte man von Niqab sprechen, denn Burka ist die Gesamtkörperverschleierung, die speziell afghanische und zum Teil pakistanische Frauen mit einem Netz vor dem Gesicht tragen. Ein Niqab verdeckt das Gesicht, dabei bleiben meist die Augen unverhüllt bzw. nur durch ein dünnes Stück Stoff verdeckt.

Als Lehrender an der Universität ist mir zwar noch keine Studentin mit Niqab begegnet, ich kann mir aber gut vorstellen, dass es spätestens bei Prüfungen schwierig sein wird festzustellen, wer hinter der Vollverschleierung steckt. Es kann jede beliebige Person sein, die die Prüfung anstelle einer anderen ablegt. Ähnliches könnte bei Verkehrskontrollen, beim Erscheinen vor Gericht und ähnlichen öffentlichen Situationen passieren.

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Daher verstehe ich das Bestreben nach einem Vollverschleierungsverbot. Auch theologisch gesehen ist die Position der Vollverschleierung, die in der islamischen theologischen Tradition vertreten ist, heute eher eine marginale, die vor allem von Salafisten vertreten wird. Dennoch ist in meinen Augen die ganze öffentliche Debatte um ein Niqab-Verbot überzogen, denn sie drängt Muslime noch weiter in einen Opferdiskurs und verstärkt eine gerade bei Fundamentalisten latent vorhandene antiwestliche Haltung.

Die eigentliche Debatte, die wir dringend brauchen, ist weniger eine juristische über ein mögliches Verbot, sondern eine innerislamische über solche theologische Positionen, die Frauen völlig verbannen bzw. in ihnen lediglich ein Sexualobjekt sehen wollen. Allein der Versuch, die europäische Öffentlichkeit damit zu beruhigen, es handle sich nur um ganz wenige Betroffene, ist zu wenig. Denn es geht hier nicht um Apologetik, sondern um eine grundsätzliche Haltung zum Stellenwert der Frau im Islam. Diese innerislamische Debatte steht jedoch noch aus.

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster

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