Nein zum Dialog, ja zum Krieg?

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Glaubensfrage

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Glaubensfrage

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Voriges Jahr wollten wir am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster einen Roundtable zum Thema Koranforschung organisieren. Mir ist jedoch aufgefallen, dass wir in der Regel nur diejenigen Forscher und Institutionen einladen, die uns genehm sind, also solche, die den Islam weltoffen verstehen und den Koran nicht wortwörtlich lesen, sondern in seinem historischen Kontext verorten. Ich habe mich gefragt, ob solche Treffen nicht am Ende ein Austausch unter Gleichgesinnten sind, der jedoch all diejenigen, die den Islam weniger weltoffen verstehen und nur den wortwörtlichen Zugang zum Koran kennen, ignoriert und sie außen vor lässt. Ein Gespräch unter Gleichgesinnten ist aber kein Dialog, sondern ein Selbstgespräch, in dem alle dieselben Positionen teilen. Als ich vorige Woche von dem Vorhaben gelesen habe, das König-Abdullah-Dialogzentrum in Wien zu schließen, sind mir unsere Überlegungen eingefallen. Denn auch hier entsteht der Eindruck, dass man Dialog nur mit denjenigen führen möchte, die einem genehm sind. Brauchen wir aber nicht gerade den interreligiösen Dialog mit denen, die den Islam nicht weltoffen lesen, um unsere kritischen Rückfragen in einem geschützten Raum zu stellen? Benötigen nicht gerade diese Dialogpartner Reibungsflächen, in denen sie mit unseren Werten konfrontiert werden und an denen sie wachsen können? Ist der Dialog nicht gerade mit denen wichtig, die zu einer Haltung des Sich-Öffnens ermutigt werden müssen? Gleichzeitig liest man in derselben Woche, dass die deutsche Bundesregierung Lieferungen von militärischem Material für mehr als eine Milliarde Euro an die von Saudi-Arabien geführte Allianz im Jemen-Krieg, die auch von den USA und Großbritannien unterstützt wird, genehmigt hat. Anders als das saudische Dialogzentrum scheinen diese Rüstungsgeschäfte nur wenige Politiker in Europa zu stören ...

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster

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