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Priesterweihe für Frauen in England – und was nun?

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Am 12. März weihte der anglikanische Bischof Barry Rogerson in Bristol 32 Frauen zu Priestern. Während solche Weihen in anderen Ländern ohne besonderes Aufsehen gespendet wurden, kündigen sich in England folgenschwere Proteste an. Mehrere-Bischöfe und rund 700 Priester sollen den Übertritt zur römisch-katholischen Kirche erwägen und schon entsprechende Treuebekenntnisse unterschrieben haben. Das wirft für beide Kirchen und die Ökumene schwerwiegende Fragen auf.

Sind solche Übertritte, wenn sie vor allem aus Protest erfolgen, verantwortbar? Waren jene anglikanischen Priester der römisch-katholischen Kirche bis jetzt innerlich schon so nahe, daß sie nun dort eher ihre Identität finden als in jener Kirche, in der sie aufgewachsen sind und jahrzehntelang ein Amt ausübten?

Hängt ihre Treue zum Papst vor allem davon ab, daß er ihre Meinung hinsichtlich der Weihe der Frauen teilt? Ist ihr Übertritt Beginn einer verstärkten Einigungsbewegung öder neues Hindernis für weitere Ökumene?

Die übertrittswilligen Bischöfe und Priester wissen, daß die römisch-katholische Kirche immer noch an der Entscheidung Papst Leos XIII. aus dem Jahre 1896 festhält, „daß die im anglikanischen Ritus vollzogenen Weihen völlig ungültig und gänzlich nichtig waren und sind.“ Sie müßten also auf Ausübung ihrer Weihevollmacht verzichten oder sich „bedingungsweise“ neu weihen lassen. Wie sehen sie aber dann im Lebensrückblick ihr priesterliches Wirken? Oder ist es eine historische Herausforderung für Rom, die damalige Entscheidung nach 100 Jahren neu zu überdenken?

Die meisten anglikanischen Priester sind verheiratet. Wird die Ausübung ihres priesterliches Amtes in der römischcatholischen Kirche auch einschränkende Rückwirkungen auf ihre Ehe

haben? Das ist nicht gut vorstellbar. Dann aber gäbe es mit einem Mal im römisch-katholischen Klerus Englands eine große Zahl – manche schätzen 20 Prozent – verheirateter Priester. Was bedeutet das aber für die ohnehin ständig schwelende Zölibatsdebatte?

Zwei Entwicklungen sind möglich: Die Gegner der Frauenweihe bleiben in der anglikanischen Kirche, tragen aber dort zu einer empfindlichen Spaltung bei. Oder sie treten zur römisch-katholischen Kirche über und schaffen in dieser erhebliche innerkirchliche und ökumenische Probleme.

Die Weihe der 32 Frauen in Bristol wird Folgen haben.

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