Rechtsruck und die Muslime

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Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Österreich zeigen einen klaren Rechtsruck, was auch für das Zusammenleben der Muslime eine Herausforderung darstellt, da die Rhetorik rechtspopulistischer Parteien immer wieder islamfeindliche Tendenzen zeigt. Mir geht es an dieser Stelle nicht um die Hintergründe und Ursachen für diesen Rechtsruck. Mir geht es vielmehr um die Frage nach einem konstruktiven Umgang mit dieser neuen Realität. Dabei halte ich wenig von moralisierenden Aussagen wie „der Rassismus hat Hochkonjunktur“, „unser Land versinkt in Chaos“. Ich halte auch nichts davon, die Bevölkerung nach Kategorien zu polarisieren: hier die Guten, dort die bösen Rechten. Man muss vielmehr die Ängste der Menschen ernst nehmen und sich in einer sachlichen, also weder moralisierenden noch emotionalen Sprache damit auseinandersetzen. Wenn es um den Islam geht, sehe ich die dringliche Notwendigkeit, dass problematische Entwicklungen von den Muslimen selbst angesprochen werden und sie nach konstruktiven Lösungen suchen. Es ist davon auszugehen, dass auch der skeptische Teil der Bevölkerung viel entspannter mit herausfordernden Themen rund um den Islam umgehen würde, wenn die Menschen den Eindruck hätten, die Muslime selbst benennen die Probleme und gehen diese mit Mut und Offenheit an. Nur so nimmt man den Populisten den Wind aus den Segeln. Ich mache allerdings immer wieder die Beobachtung, dass man Scheu davor hat, über Probleme zu reden, um ja nicht zum rechten Lager gezählt zu werden. Und wer freut sich darüber besonders? Die Rechten selbst, die dadurch mehr Raum dafür gewinnen, sich als Anwälte der verunsicherten Bevölkerung zu „vermarkten“. Den Rechten geht es nicht um Lösungen, denn sie profitieren von vorhandenen Problemen, um Ängste zu schüren und zu polarisieren.

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster.

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