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Spirituelle Lehre des Konzils-ein Nachwort

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Sucht man sich die Frage zu stellen, welche geistige und geistliche Auswirkungen das Konzil bisher ausgelöst hat, so kommt man zu einem überaus erfreulichen Resultat.

Das Konzil ist vor allem von stärkster Christozentrik getragen. Man könnte über die Konzilsarbeit die Worte schreiben: Te solum Christum novimus (Dich, Christus, allein kennen wir). Die Kirche wird als das große Christusgeheimnis gesehen.

Weil die Kirche in neuer und tiefer Schau als das heilige Volk Gottes gesehen wird, das durch Glaube und Taufe mit Christus geeint als das große Zeichen der Hoffnung in der Welt aufgerichtet ist, frei von allen zeitgebundenen Verengungen, wird die Kirche wieder in ihrem tiefsten Wesen und in ihrer eigentlichsten Aufgabe gesehen.

Kein Wunder, daß neben dem Amt des obersten Hirten der Kirche nun auch das Amt des Bischofs wieder ganz in seiner letzten Verbindung mit Christus und den Aposteln gesehen wird, daß der sakramentale Charakter des Bisehofsamtes und der kollegiale Charakter des Bischofskollegiums klar herausgestellt wird.

Es könnte unter solchen Voraussetzungen auch nicht anders sein, als daß die Heiligkeit der Kirche und aller ihrer Glieder in den Vordergrund gerückt wird, vor allem auch in einer ganz neuen Weise die Heiligkeit der Laien. Das Konzil ist ein lauter Appell an alle Glieder der Kirche, die Heiligkeit des christlichen Lebens mit ganzer Kraft anzustreben.

Das Konzil ist in seiner gesamten Arbeit, wenn auch nicht direkt, sondern indirekt, auf die Einheit der Kirche ausgerichtet. Wie könnte es anders sein, wenn das Konzil die große Selbstbesinnung der Kirche auf ihr eigenes Wesen darstellt? Die Schritte, die in dieser Richtung bereits getan wurden, teils direkt durch die Konzilsarbeiten, teils in ihrer Begleitung, so zum Beispiel die große Rede Papst Pauls VI. zur Eröffnung der zweiten Konzilsperiode, so die Reise ins Heilige Land, sind nicht bloß symbolische Gesten, sondern sehr konkrete, wirkungsvolle Taten.

Schließlich ist das Konzil ein neuer Wille der Kirche, mit der Welt von heute in ein fruchtbares Gespräch einzutreten.

Das Konzil ist zum großen Zeichen der Zeit geworden, das einen neuen Weg in die Zukunft weist, ein Zeichen der Hoffnung auf einen neuen Geist der Brüderlichkeit, der Einheit und des Friedens.

Wir sagten eingangs, der geistliche Ertrag des bisherigen Verlaufs des Konzils sei überaus erfreulich. Mögen auch viele Fragen, die dem Konzil gestellt wurden, viele Forderungen, die erhoben wurden, noch nicht beantwortet sein und auch nie vollkommen gelöst oder erfüllt werden; wenn die Christen das Zeichen der Zeit verstehen und sich die geistliche Lehre des Konzils zunutze machen, wird der Erfolg dieses Konzils eine neue Ära der Christenheit sein. DIE FURCHE

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