Vom Klerikalismus durchseucht

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Eine desaströse Haltung in katholischen Kirche.

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Eine desaströse Haltung in katholischen Kirche.

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Je desaströser sich die katholische Kirche entwickelt, desto mehr favorisiere ich die „Kunst, nicht dermaßen regiert zu werden“ (Michel Foucault), das heißt, nicht auf diese Weise, nicht um diesen Preis, nicht mit diesen Argumenten – und daher nicht von diesen Leuten. Das lässt sich gut auf die aktuelle Kirche übertragen. Zunächst einmal gilt es, eine Glaubenslehre nur anzunehmen, wenn die Gründe, die dafür ins Feld geführt werden, auch überzeugen. Sollen bestimmte Macht­positionen abgesichert werden, indem wieder und wieder dieselben unglaubwürdigen Argumente vorgebracht werden, gilt es, in kreativen Widerstand zu gehen.

In der katholischen Kirche herrscht nach wie vor das, was Kate Manne in ihrer Analyse der Misogynie down girl! nennt. „Runter mit euch!“ lautet die Platzanweisung des Klerikalismus an Frauen. Papst Franziskus sprach sie erneut aus, als er auf den Synodalen Weg reagierte. Er verfemte die Forderung, Frauen die Priesterweihe zu ermöglichen, als Klerikalisierung und weist damit weiterhin den Opfern des Systems die Schuld zu.

Leider wurde auch der Synodale Weg selbst zur Platzanweisung down girl. Mit voller Stimmenzahl stimmten die Bischöfe dafür, etwas gegen den spirituellen und sexuellen Missbrauch an Frauen zu tun, weil diese besonders vulnerabel seien. Mit Frauen in der Opferrolle kommen Bischöfe gut zurecht. Aber die Hardliner waren nicht bereit, etwas gegen die erhöhte Vulnerabilität zu tun. Dazu hätten sie die Handlungskompetenz von Frauen in der Sakramentenspendung deutlich stärken müssen. Stattdessen erfolgte eine Vulnerabilisierung: Frauen werden vulnerabel gehalten, um sie leichter beherrschen zu können. Die Kunst, sich nicht dermaßen und von diesen Leuten regieren zu lassen, ist in einer vom Klerikalismus durchseuchten Kirche in besonderem Maß vonnöten.

Die Autorin ist katholische Vulnerabilitätsforscherin an der Universität Würzburg.

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