War Mohammed auch Jude?

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Mouhanad Khorchide über die Parallele zwischen Moses und Mohammed.

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Mouhanad Khorchide über die Parallele zwischen Moses und Mohammed.

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In den Moses-Erzählungen im Koran finden die Gottesvorstellung der Hebräischen Bibel und der späteren jüdischen Tradition und Liturgie ihren Widerhall als Teil von Mohammeds Verkündigung. Diese starke Anlehnung an das Judentum dient in der mekkanischen Phase als wichtiges Zeugnis für die Wahrheit der Verkündigung Mohammeds gegenüber den Mekkanern. Hierbei zieht der Koran eine Parallele zwischen Moses und Mohammed. Beide Propheten wurden verspottet und verfolgt, aber so wie Moses und seine Anhänger können auch Mohammed und seine Anhänger mit einem ähnlichen befreienden Ausgang der Geschichte rechnen. Etwas zugespitzt kann man sagen, dass das Judentum eine Grundlage für den Islam war.

Die Anfangszeit der Verkündigung des Korans war geprägt durch Themen wie den Glauben an den einen Gott, die Auferstehung aus den Gräbern und die Verkündigung des jenseitigen Endgerichts sowie die Darstellung eines in der Welt handelnden Schöpfergottes. Es sind Themen, die wir auch in der jüdischen Tradition finden, wobei von einer buchstäblichen Übernahme aus jüdischen Quellen nicht die Rede sein kann. Dennoch bewegt sich auch hier der Koran nach Themenstellung und Inhalt in die Richtung der jüdischen Überlieferung. Mohammed war es wichtig, in einer kontinuierlichen Linie zur jüdischen, aber auch zur christlichen Tradition wahrgenommen zu werden. Er beabsichtigte keinen Bruch mit den religiösen Traditionen eines Judentums, sondern wollte diese Tradition für seine Verkündigung fruchtbar machen. In Medina bildete sich letztendlich eine eigene Gemeinde Mohammeds, die sich weiterhin in der monotheistischen Tradition sah, allerdings eine eigene politische Identität besaß: die Gemeinde der Muslime. Daher kann man Mohammed nicht als Jude bezeichnen und ihn dennoch zu der monotheistischen Tradition des Judentums zählen.

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster.

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