Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Zu wenige Priester — was nun?
In diesen Tagen werden in fast allen Diözesen Priester geweiht. Im Blick auf die heutige territoriale und personale Seelsorgeplanung sind es viel zu wenige. Das macht die einzelnen Neupriester besonders kostbar, heroisiert sie fast. Das gibt aber auch immer Anlaß zu Diskussionen, warum heute so wenige junge Menschen Priester werden wollen und ob es nicht auch andere Zugänge zum Priestertum geben könnte. Durch das Papstschreiben „Über die nur Männern vorbehaltene Priesterweihe” ist ganz gegen die Absicht dieses Dokumentes die Diskussion noch um eine Facette reicher geworden.
Anfang Juni durfte ich in Innsbruck zwei Jesuiten zu Priestern weihen. Eine engagierte Gruppe, meist Studentinnen und Studenten, hatten die Weihemesse seit Wochen bis ins kleinste vorbereitet. Die Feier begann dann mit einer eindrucksvollen Taufmeditation. In ein großes Taufbecken wurde wortlos Wasser gegossen, in Wort und Gesang hierauf das Symbol des Wassers gedeutet. Uns allen wurde bewußt, daß wir durch die Taufe Töchter und Söhne Gottes sind und als solche den Menschen Zeugnis von Gott und seiner Liebe geben sollen. „Wir feiern heute”, so hieß es schließlich, „daß Gott uns berufen hat, unser Kindsein zu leben und daß es zwei unter uns als Priester tun wollen und werden.”
In der Predigt nahm ich diesen Gedanken auf und betonte, daß die Taufe jedem Sakrament, auch dem der Weihe, vorausgeht und daß wir alle durch sie schon zu einer königlichen Priesterschaft geworden sind und Anteil haben am einmaligen Hohenpriestertum Jesu Christi. Den Weihekandidaten aber dankte ich, daß sie durch diese Gestaltung ihrer Weihemesse deutlich machten, daß sie sich durch die Priesterweihe nicht aus der Gemeinschaft der Getauften ausgliedern, ihr gleichsam nun ständig
„gegenüber” stehen wollen, sondern nur inmitten der vielen Schwestern und Brüder besondere Verantwortung für das Wachsen des Leibes Christi, seiner Kirche übernehmen.
Die Sorge um mehr Priester ist notwendig. Die Lösung ist aber sicher nicht von einer einseitigen Werbung für das Weihepriestertum zu erwarten, sondern von lebendigen Gemeinden, in denen jeder Getaufte und Gefirmte sein Charisma entdeckt und bereit ist, die ihm eigene Verantwortung zu übernehmen. Ein solches Gemeindeleben würde auch wieder mehr junge Menschen ermutigen, dem Ruf zum Priestertum zu folgen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!