Globalisierung in der Doppelmühle

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Es ist eigentlich keine große Angelegenheit, wenn Staaten und Wirtschaftsmächte einander nicht grün sind, wenn es um Zölle geht, mit denen man die eigenen Märkte vor den Produkten anderer schützen will. Gerade eben hat die EU vor der WTO ein Verfahren angestrengt, das die Unrechtmäßigkeit von indischen Zöllen auf Wein und Spirituosen prüfen soll. Der Importzoll auf manche Schnäpse ist so hoch, dass die Kunden letztlich 500 Prozent des Ausgangspreises zahlen müssen. Kaum jemand berichtet darüber. Aber wenn Donald Trump mit Zöllen auf europäische Weine droht, ist die Aufregung groß. Dabei ist Trumps Vorstoß gegen die Europäer in der Sache nachvollziehbar: US-Wein bekommt in Europa das Zehnfache an Zoll aufgebrummt wie europäischer Wein in Amerika. Das Gleiche könnte man von Stahl oder von Kunststoff- und Stoffimporten aus China sagen.

Das Problem bei Trump ist aber, dass es nicht um den Streit um ein Produkt geht. Trump sucht strategisch den Konflikt zu seiner Selbstdarstellung. Reduziert gesprochen: Gäbe es kein Weinthema, gäbe es kein Stahlthema, es gäbe einen anderen Konflikt, und sei es auch nur um Schuhpas­ta. Diese Politik hat zwei Konsequenzen. Die erste ist die Geldvernichtung. Derzeit wird auf den Märkten der „Realwirtschaft“ durch Handelshemmnisse soviel Geld vernichtet wie weiland auf den Finanzmärkten 2008. Diese Schwäche der Realwirtschaft könnte dazu führen, dass noch mehr Investitionskapital in den Finanzmärkten landet, was dort die Gefahr von Blasen erhöht. Unter Umständen steckt die globale Wirtschaft in wenigen Monaten in einer Doppelmühle aus Protektionismus und Instabilität. Das ist nicht neuer Wein in alten Schläuchen. Es ist Flüssigsprengstoff in Riesenfässern.

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