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Glocken läuten Unabhängigkeit ein
Die Slowenische Nationalversammlung hat alle Gesetze vorbereitet, die für die Unabhängigkeit nach dem 26. Juni notwendig sind. Sie will nach wie vor die fortschreitende Trennung von der jugoslawischen Föderation, nicht die sofortige Abspaltung.
Die Slowenische Nationalversammlung hat alle Gesetze vorbereitet, die für die Unabhängigkeit nach dem 26. Juni notwendig sind. Sie will nach wie vor die fortschreitende Trennung von der jugoslawischen Föderation, nicht die sofortige Abspaltung.
Als souveräner Staat ist Slowenien auch weiterhin bereit, heißt es in Laibach, neue Verträge mit anderen Republiken und auch mit der jugoslawischen Bundesregierung zu schließen. Jugoslawien soll ndfch Laibacher Vorstellung zu eitlem Bund selbständiger und souveräner Staaten werden, die sich über die Formen künftigen Zusammenlebens und über gemeinsames Handeln verständigen (siehe Seite 3).
Für die Übergangsperiode will Laibach das Bündnis mit dem jugoslawischen Finanzsystem auf Dinarbasis aufrechterhalten und schlägt auch vor, daß die jugoslawische Armee vorläufig noch die Staatsgrenzen sichert. Hinsichtlich der Außenpolitik ist Slowenien, was die konsularischen Vertretungen betrifft, bereit, mit dem jugoslawischen Außenamt Verhandlungen zu führen.
Aus dem Gespräch des Bundespremiers Ante Markovic mit Laibach vergangene Woche ist laut Beobachtern ersichtlich, daß Belgrad das slowenische Plebiszit vom Dezember 1990 offenbar nicht ernst genommen hat. Bei seinem letzten Laibach-Besuch wurde Markovic von Sloweniens Vertretern klargemacht, daß man bereit sei, die fast einmütige plebiszi-täre Entscheidung zu erfüllen.
Die Kirche unterstützt die Bemühungen der Republik Slowenien und vertritt Lösungswege mit ruhigen Gesprächen und auf der Basis von Verständnisbereitschaft. Im Zusammenhang mit der am 26. Juni vorgesehenen Unabhängigkeitsderklärung hat Erzbischof Aloijzij Sustar den Pfarren Weisungen erteilt, wie dieser Tag in den Kirchen gefeiert werden soll. Demnach sollen alle Glocken geläutet und eine besondere „Messe für das Wohl des Vaterlandes” soll gelesen werden. Erzbischof Sustar will persönlich bei der Unabhängigkeitserklärung im Laibacher Parlament anwesend sein und danach auf dem
Platz vor dem Parlament einen jungen Lindenbaum segnen als Symbol des slowenischen Staates und Volkes.
Die Stimmung in Slowenien ist ruhig, die Arbeit verläuft normal. Sorgen bestehen insofern als man gewisse Schritte der Bundesregierung und der Armee nicht ausschließen kann. Noch ist auch die Handlungsweise einiger oppositioneller Parteien nicht klar erkennbar, die das Plebiszit nicht ernst genug nehmen.
Sofort nach der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens findet in Laibach der Slowenische Weltkongreß, die Versammlung von Slowenen-
Vertretern aus aller Welt ohne Rücksicht auf politische oder weltanschauliche Zugehörigkeit, statt. Man erwartet die Teilnahme vieler seinerzeitiger politischer Emigranten.
Zum Beweis der demokratischen Freiheit Sloweniens wird in diesen Tagen eine neue politische Tageszeitung „Slovenec” (Der Slowene) erscheinen. Diese Zeitung gab es schon einmal: Sie ist von 1887 bis Mai 1945 ununterbrochen erschienen. Die neue Tageszeitung - unabhängig, aber auf Prinzipien der christlichen Ethik gebaut - soll den Medienbereich Sloweniens pluralistischer machen.
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