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GOLD HAT NOCH ZUKUNFT

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Fachleute rätseln über die Orientierungslosigkeit des Goldkurses. Alte Merkmale einer Edelmetallkursbewegung wie Preisanstieg in Krisenfällen und Wechselwirkung zum Dollarkurs stimmen nicht mehr.

Während des von Krisen so häufig heimgesuchten Jahres 1991 hat der Goldpreis zwar mehrfach nach oben ausgeschlagen, erstmals am 17. Jänner 1991 mit einem Kurs von über 400 Dollar pro Unze, nochmals während des Put-sches gegen Gorbatschow im August. Diese Preisanstiege waren jeweils nur kurzfristig und wurden zu massiven Verkäufen genützt. Während des übrigen Jahres nahm die Goldpreisentwicklung einen ruhigen Verlauf und bewegte sich um 360 Dollar pro Unze. Auch im heurigen Jahr kam es zu keinen größeren Schwankungen und sogar zu einer Ab-schwächung unter einem Prei s von 340 Dollar pro Unze.

Dies zeigt, daß Gold kurzfristig wenig Perspektiven bietet und für einein Anlagenhorizont von nicht mehr als zwei Jahren anderen Anlageformen der Vorzug gegeben wird. Mittelfristig ist aber mit erheblichen Kursgewinnen zu rechnen. Eine Reihe von Argumenten sprechen dafür.

In den letzten zehn Jahren wurde die Goldförderung in den USA, Kanada, Australien und einer Reihe von Entwicklungsländern stark gesteigert und das Angebot überstieg jahrelang die Nachfrage. Der Höhepunkt der weltweiten Förderung ist überschritten, die bekannten Goldreserven reichen nur noch für etwa 30 Jahre.

Die Fördermengen in den westlichen Ländern sind bereits rückläufig und das nach wie vor größte Goldförderland Südafrika stößt vielfach an die Grenzen der Rentabilität. Fördertiefen von bis zu 5.000 Meter und gestiegene Produktionskosten veranlaßten die Minenindustrie zur Stillegung von etlichen Stollen. Das bisher zweitgrößte Förderland, die ehemalige Sowjetunion, leidet unter völlig veralteten Fördertechniken und der allgemeinen Desorganisation der Wirtschaft. Andererseits ist die Nachfrage insbe-sonders der Schmuckindustrie, dem sonstigen industriellen Bedarf und für die Ausprägung von Goldmünzen ungebrochen und die Experten rechnen für die nächsten Jahre mit einem Überhang der Nachfrage über das Angebot.

Ein preisdämpfender Faktor war die Realisierung der Goldreserven durch die ehemalige Sowjetunion und die Nachfolgestaaten, um den dringendsten Devisenbedarf zu decken. Die Reserven sind jedoch nach den jüngsten Aussagen weitgehend aufgebraucht und die stagnierende laufende Förderung wird vom Markt absorbiert. Zusätzlich hat der Golfkrieg Goldreserven von arabischen Staaten und Anlegern freigesetzt und damit wurden Verbindlichkeiten abgebaut.

Sinkende Realzinsen, Rezessionen in den Industriestaaten und steigende Inflationsraten nähren in den Menschen das Bedürfnis, Erspartes in krisen-und inflationssicheren Gütern anzulegen.

Zudem übt das glänzende Metall seinen jahrtausendealten Reiz nach wie vor aus und Anlagen in Goldmünzen und Schmuck sind immer reizvoll.

Gerade in den letzten Jahren wurden exzellente Goldmünzen geprägt, die neben dem inneren Wert in Gold auch eine Wertsteigerung durch ihre geringe Auflage und ihre Nachfrage bei den Sammlern erwarten lassen. Der von der Münze Österreich AG im Jahr 1991 geprägte Don Giovanni aus der Mozart Gedenkserie ist dafür ein hervorragendes Beispiel.

Ohne in einen übertriebenen Optimismus zu verfallen, läßt sich abschließend feststellen: Gold im richtigen Moment gekauft, in einem vernünftigen Ausmaß (fünf bis zehn Prozent) in ein Anlageportefeuille aufgenommen, oder in Form von gediegenen Produkten seriöser Münzproduzenten angelegt, wird den Anleger in einigen Jahren zufriedenstellen und die Antwort auf die anfangs gestellte Frage geben: „Gold hat immer Zukunft".

Der Autor ist Vorstandsdirektor der Schoeller & Co. Bank AG.

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