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Gold und Silber der alten Meister

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Die 1350 geschaffene Silberbüste der heiligen Eren-trudis ist nur eines der vielen Schaustücke einer sehenswerten, der Kunst der Salzburger Goldschmiede gewidmeten Exposition

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Die 1350 geschaffene Silberbüste der heiligen Eren-trudis ist nur eines der vielen Schaustücke einer sehenswerten, der Kunst der Salzburger Goldschmiede gewidmeten Exposition

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Ladislaus von Achdorf war Domherr von Augsburg und seit 1451 Propst des östlich von München gelegenen Kollegiatsstifts in Isen. Dieses Stift, 1803 aufgehoben, war Zeno, dem heiligen Bischof von Verona geweiht. Besagter Ladislaus hat offensichtlich von seinen Eltern anläßlich der Ubergabe seiner neuen Würde eine Reliquienbüste als Geschenk erhalten, die nun Plakat und Katalog der Jubiläumsausstellung des Salzburger Dommuseums anläßlich des zehnjährigen Bestehens schmückt. „Gold -f- Silber, Kostbarkeiten aus Salzburg", umfaßt fast 400 Jahre zwischen 1440 und 1803, in denen Meisterwerke der salzburgischen Goldschmiedekunst entstanden sind.

Die Reliquienbüste des heiligen Zeno ist in Salzburg Mitte des 15. Jahrhunderts gefertigt worden (auch die Familie des Stifters war im Salzburgischen beheimatet) und scheint wegen ihrer Anklänge zum „Weichen Stil" nach einem holzgeschnitzten Modell aus dem Umkreis des Meisters von Seeon geschaffen worden zu sein", schreibt Franz Wagner dazu. Der Salzburger Kunsthistoriker hat in jahrelanger Arbeit eine Meisterliste der Salzburger Goldschmiedezunft erarbeitet und zahlreiche Werke dieser Meister festgestellt. Seine wissenschaftliche Arbeit hat nicht nur eine „Lücke in der Geschichte heimischen Kunsthandwerks geschlossen" (Johannes Neuhardt), sondern auch Salzburgs Stellung auf diesem Gebiet überregional in das gebührende Licht gerückt.

Was man über Salzburger Meister weiß, beginnt um 1390 und endet mit der Auflösung der alten Zunftordnung 1896. Daß in diesen fünfhundert Jahren mehr als 200 Werkstätten nachweisbar wurden, daß man ihre personelle Zusammensetzung kennt, dazu die Werke zuordnen kann, ist Kustos Franz Wagners jahrelanger Archivarbeit zu'danken.

Das alte Hochstift Salzburg, in dem die Erzbischöfe als weltliche Landesherren regierten, brauchte natürlich in erster Linie sakrale Gegenstände für den Gottesdienst: vor allem Kelche, Monstranzen — und Reliquiare. Aus der späten Gotik um 1350 stammt die Silberbüste der heiligen Eren-trudis im Kloster Nonnberg, der Nichte des Bistumsgründers Rupert. 1652 wurde dieser Büste eine Krone aufgesetzt. Es folgt das Ze-no-Reliquiar und schließlich das Silberaltärchen von Mariapfarr, das Kanonikus Grillinger etwas früher, 1440, gestiftet hat.

Szenen aus dem Marienleben in den Flügeln reihen die Arbeit unter die Spitzenwerke der Spätgotik. Mit Smaragden, Amethysten und Saphiren ist das Altärchen reich geschmückt. Der immer noch unbekannte Meister erweist sich jedoch nicht nur als Goldschmied von Rang, sondern auch als exzellenter Zeichner, wie an den „gestochenen" Darstellungen erkennbar ist.

Das Altärchen entstand drei Jahre vor dem ersten datierten Kupferstich des Abendlandes.

Im frühen 17. Jahrhundert beginnt die eigentliche Blüte der Goldschmiedezunft, sie dauert bis 1730.

Ein eigener Teil der Ausstellung ist dem Profanschmuck des 18. Jahrhunderts gewidmet, soweit er sich in Salzburg erhalten hat. Zu einem guten Teil haben sich derartige Objekte als Votivgaben auf kirchlichen Geräten, zum Beispiel auf Monstranzen und Reliquiaren wiedergefunden.

So ist etwa an der 89 cm hohen Monstranz aus der Wallfahrtskirche Maria Piain bei Salzburg—geschaffen von dem Salzburger Goldschmied Anton Riedlehner im Jahre 1735 - im Baldachin über der Halbfigur der Plainer Madonna ein großer Renaissance-Anhänger verarbeitet worden. Oberhalb des Nodus am Knauf findet man ein Einhorn, das aus Goldemail und einer Barockperle gebildet wird.

Die Ausstellung, die bis zum 14. Oktober offen bleibt, bietet einen umfangreichen Uberblick über Stilrichtungen und handwerkliches Können mehrerer Epochen.

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