Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Golf krieg & „Spinner”
Mich hat der Leserbrief von Oberst Rolf M. Urrisk (FURCHE 5/ 1991) sehr betroffen gemacht. Denn nicht nur was er zu sagen hat, sondern vor allem wie er sich ausdrückt, scheint mir eines, wie er sich selbst definiert, im internationalen Lai-enapostolat tätigen praktizierenden Katholiken nicht würdig zu sein. Die Feindseligkeit gegenüber Andersdenkenden, inklusive „Friedensbewegten, ach so klugen kirchlichen Würdeträgern”, die in seinen Zeilen zum Ausdruck kommt, schmerzt mich als praktizierende, in Sachen Frieden aktive Christin, der nicht nur das Schicksal von 500.000 alliierten Soldaten, die zum Großteil freiwillig in den Krieg gezogen sind, sondern auch jenes von Millionen Männern, Frauen und Kindern, die diesem, wie sich bereits herausstellt, keineswegs so kurzen und die Zivilbevölkerung kaum berührenden Krieg, völlig schuldlos ausgesetzt wurden.
In diesem Fall ist es wohl die „Blauäugigkeit” der alliierten Generäle, die uns armen „Spinnern”, die von Anfang an vor gerade einer solchen, sich immer mehr ausdehnenden und zeitlich nicht begrenzbaren Katastrophe gewarnt haben, zu schaffen machen.
Christa Esterhäzy 1010 Wien, Singerstr. 27
Als „Spinner” - zumeist nicht im Sinn von „Geistesgestörte” - bezeichnet zu werden, sind wir im Versöhnungsbund in gewisser Weise gewöhnt (schließlich heißt auch unsere Zeitschrift „Spinnrad”). Daß wir uns dabei bezüglich der Ablehnung des Golf krieges in
Die Kirche kann niemals demokratisiert werden, denn sie ist nicht ein von Menschen gegründeter Verein, dessen Ordnung die Mitglieder nach j eweiligem Gutdünken neu regeln können. Die Kirche ist von Christus hierarchisch gegründet worden: „Du bist Petrus und auf diesem Fels will ich meine Kirche bauen.”
Wenn es um die „Organisationsform” der Kirche geht, spricht die Bibel immer nur von Aposteln -und zwar von eingesetzten, nicht gewählten. Das Konzil betont in der Konstitution „Gaudium et spes” „die kraft göttlichen Rechts hierarchische Struktur der Kirche”. Sie läßt sich daher nicht demokratisieren, ohne daß man zugleich ihr Wesen zerstört.
Daß einzelne Bischöfe „Irrlehren verfallen können ”, ändert an dieser Tatsache nichts. Denn noch nie hat die Kirche in ihrem authentischen Lehramt, dem allein der Beistand des Heiligen Geistes verheißen ist, geirrt.
Elisabeth Exner 1170 Wien, Dr.-Resch-Platz 13 der guten Gesellschaft „einiger wieder ach so kluger kirchlicher Würdenträger” (Zitat aus dem Leserbrief) befinden (erwähnt seien hier nur Papst Johannes Paul II., Lutherischer und Reformierter Weltbund, Kardinal König, die Bischöfe Kuntner, Aichern, Küng und viele andere), freut uns sehr.
Die Friedenscamps in Bagdad und an der saudisch-irakischen Grenze waren ein Versuch, der Grundhaltung der Gewaltfreiheit durch konkrete Taten Ausdruck zu verleihen. Dabei waren Neutralität im Konflikt und Gewaltfreiheit die bestimmende Haltung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer -Gewaltandrohung und -anwendung sowohl von seiten des Irak als auch der multinationalen Streitkräfte wurden abgelehnt.
Das Grundproblem, das im Leserbrief von Herrn Urrisk angesprochen wird, ist die Auffassung, daß auf (zu verurteilende) Aggressionen nur mit „entsprechender” Gegengewalt reagiert werden kann. Eine internationale „Friedens”-Ordnung, die auf diesem Grundsatz aufbaut, wird jedoch immer weitere Gewaltakte herausfordern (wie der Kriegsverlauf bestätigt), weil sie letztlich dem Stärkeren Recht gibt, ohne auf die eigene Mitschuld und auf die unschuldigen Opfer jedes Krieges Rücksicht zu nehmen. Um den Krieg als Möglichkeit der „Lösung” eines Konflikts wirklich auszuschließen, werden deshalb noch viele Friedenscamps und gewaltfreie Aktionen notwendig sein.
Pete Hämmerte 1080 Wien, Ledererg. 23/3/27
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!