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„Golf“ leitet neue VW-Ära ein

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Eigentlich hätte der Wiener Professor Dipl.-Ing. Ernst Fiala, Forschungschef des Volkswagenwerkes, am 4. Juni bei der Internationalen Sicherheitskonferenz in London sein sollen, „aber den ehrenvollen Auftrag, meinen Landsleuten den Golf persönlich vorzustellen, wollte ich mir nicht versagen“, und so waren österreichische Motorjournalisten aus allen Bundesländern im Münchener Hilton-Hotel nicht nur Zeugen der Premiere dieses neuen Modells, sie hatten auch Gelegenheit, mit jenem Mann zu diskutieren, der für die zahlreichen Elemente aktiver und

passiver Sicherheit das neuen Wagens verantwortlich zeichnet. Zwei Fahrzeuge standen zur ersten Bekanntschaft im Hotelsaäl bereit, ein gelber 1,1 1 und ein blauer 1,5 1 und bestätigten die Erwartungen, die durch verschiedene Veröffentlichungen in Wort und Bild der letzten Zeit geweckt worden waren: Der Golf ist ein funktionelles, formschönes Kompaktauto, dessen Karosserie der italienische Stilist G. Giugiaro entworfen hat und dessen beide Motoren von dem nicht weniger berühmten Dipl.-Ing. Kraus stammen, der 26 Jahre bei Mercedes gearbeitet und

bekanntlich den so erfolgreichen Audimodellen den Stempel aufgedrückt hat.

Zu den schöpferischen Leistungen dieser drei Männer gesellen sich die sprichwörtliche Qualitätsarbeit und Ausstattung des VW-Konzerns, und so darf man ohne Übertreibung von einem außerordentlichen Produkt sprechen, welches eine neue Ära in Wolfsburg einleitet, wovon wir uns durch eine Probefahrt von etwa 200 km über Autobahnen, Steigungen auf guten und schlechten Straßen südlich von München bis an die österreichische Grenze, überzeugen konnten. Der Golf, dessen Preis noch nicht festliegt, wird nach den großen Werksferien im August in vier Basismodellen, jeweils als Zwei- und als Viertürer herauskommen: als 50-PS-Version, in einer Grund- und in einer L-Ausstattung, was zusätzlichen Komfort bedeutet, und als 70-PS-Version mit dem Zusatzbuchstaben „S“, ebenfalls in einer einfachen und einer komfortableren Ausführung. Die Motoren liegen leicht geneigt quer zur Fahrtrichtung, sind wasser- . gekühlt, verlangen nur Normalbenzin und wirken auf die Vorderräder, die beim größeren Modell Scheibenbremsen haben.

Beiden Wagen gemeinsam ist die Heckklappe, 'die Zugang zum 350 1 fassenden Gepäcksraum gestattet, der bei vorgeklappter Bank zum großen Laderaum selbst für sperrige Gegenstände wird. Vier große Insassen können bequem in dem nur 3,7 m langen Fahrzeug reisen, es reicht auch für fünf. Wollte man die vielen Maßnahmen aktiver und passiver Sicherheit aufzählen, würde allein das den Rahmen einer Beschreibung erster Eindrücke sprengen. Nur einige besonders markante: der farmstabile Fahrgastraum, die doppeltgeknickte Sicherheitslenksäule, die Sollbruchstellen der Motorhaube, die Lage des Tanks im geschützten Bereich vor der Hinter-

achse, die serienmäßigen Dreipunktgurten, auf Wunsch können integrierte Automatikgurten oder der VW-Rückhalteautomat geliefert werden.

Das oft mißbrauchte Wort vom „Wagen, der auf Schienen läuft“, ist hier ohne Einschränkung verwirklicht: hervorragende Straßenlage, weder Seitenwindempftndlichkeit noch Windgeräusche selbst bei höchster Geschwindigkeit (140 beziehungsweise 160 km/h), außerordentlich gute Sicht, auch beim Reversieren, tadelloser Geradeauslauf und für Wagen dieser Größenordnung sehr beachtliche Beschleunigungswerte (16,5 resp. 12,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h). Verbrauch laut Werk 8,0 bzw. 8,5 Liter/100; beim automatischen Getriebe, welches nur beim großen Modell erhältlich ist, sind die Werte natürlich etwas schlechter. Berücksichtigt man noch die ungewöhnlich gute Zugänglichkeit aller zu wartenden Teile, die vielen reparaturfreundlichen Maßnahmen, etwa die angeschraubten Kotflügel, ferner, daß der VW-Pflegedienst nur zweimal jährlich oder alle 7500 km und die Komputerdiagnose nur einmal jährlich nach 15.000 Kilometern notwendig sind,

dürfte der Wagen also auch hinsichtlich Wirtschaftlichkeit ein Optimum bieten. Da darf man wohl mit Recht von einem großen Wurf sprechen, der VW mit dem Golf gelungen ist.

Datsun „Cherry“, ein großer Benzinsparer

Es war schon immer bekannt, daß die japanischen Datsun-Automobile sparsam im Verbrauch sind. Die Energiekrise hat den ÖAMTC veranlaßt, die angepriesenen Benzinsparer genau unter die Lupe zu nehmen. Wie AT-Press berichtete, zeigte sich, daß der Datsun 100 A „Cherry“ (50 DIN-PS, Spitze 139 km/h) von 30 getesteten verschiedenen Autos als sparsamster Benzinverbraucher abschnitt, und zwar bei einem Tempolimit von 100 km/h mit einem Verr brauch von 6,10 Liter, bei 80 km/h mit 5,26 Liter und bei 60 km/h mit 4,61 Liter auf 100 km. Die deutsche Motorpresse erkundete bereits seit längerer Zeit den Benzinbedarf des Datsun 100 A „Cherry“ und kam im Geschwindigkeitsbereich von 80 km/h bei Landstraßenmessungen auf nur 4,5 Liter bei einer Strecke von 100 Kilometern.

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