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Gorbatschow und die Gläubigen

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Wie wird sich der Führungswechsel in der Sowjetunion auf die Situation der Gläubigen auswirken? Auf den mit so viel Vorschußlorbeer bedachten „neuen Mann im Kreml”, Michail Gorbatschow, richten sich auch in dieser Hinsicht Hoffnungen. Zwar ist in einer seiner wenigen bekannt gewordenen Reden aus früherer Zeit (vom Dezember 1984) ausdrücklich von der Stärkung des „atheistischen Wirkens” die Rede. Aber das könnte einer der Lippendienste gewesen sein, die zum laizistischen Ritual der Kommunisten gehören.

Von Breschnew zu Andro-pow und von Andropow zu Tschernenko wurde der Spielraum der Gläubigen immer kleiner. Schon am Ende der Breschnew-Ära hatte sich abgezeichnet, daß Partei und KGB mit dem religiösen ,JDissidententum” reinen Tisch machen wollten. Darüber konnten einige formelle Konzessionen nicht hinwegtäuschen.

Die .aufmüpfigen” in der russischen Orthodoxie, die Katholiken in Litauen und in der Ukraine, bekamen es zu spüren. Nach außen sichtbares Zeichen dieser kompromißlosen Haltung vor allem in der Tschernenko-Zeit: die grimmigen Angriffe auf den Papst.

Gorbatschow war vom ersten Moment an um Image-Korrektur bemüht. Es wird sich zeigen, ob er stark und willens genug ist, auch im Hinblick auf die Gläubigen eine Politik neuen Stils durchzusetzen, die in Sachen Religionsfreiheit mehr bietet als ,iPotemkinsche Dörfer”.

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