Die Ernte in der Sowjetunion liegt auch in diesem Jahr wieder weit unter dem Planziel: Nur um die 180 Millionen Tonnen Getreide anstatt der in den Planzielen angegebenen 238 bis 243 Millionen Tonnen werden die Sowjet-Bauern in die Scheunen einfahren. Vermutlich wird die UdSSR also um die 45 Millionen Tonnen im Ausland kaufen müssen.
Nach dieser vierten Mißernte en suite muß es nicht verwundern, daß die überraschend auf die zweite Oktoberhälfte anberaumte Sondersitzung des Zentralkomitees der KPdSU sich offiziellen Aussagen zufolge besonders mit Agrarproblemen befassen wird. Sollten Sündenböcke für die Landwirtschaftsmisere gefunden werden, wird man sie aller Wahrscheinlichkeit aber nicht an der Spitze suchen.
Michail Gorbatschow jedenfalls, im Politbüro für Landwirtschafts fragen zuständig, steigt auf der Karriereleiter des Kremls sogar immer höher und wird von hohen KP-Funktionären gar schon als ,JZweiter Sekretär" hinter Tschernenko bezeichnet.
Wer hoch steigt, kann freilich auch tief fallen. Bei derzeit so unklarer Machtkonstellation im Kreml muß man mit allem rechnen.
