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Gott grüß' euch, Alter...

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Ein bisserl viel ist er schon geprügelt worden, der schöne Gesundheitsminister Michael Ausserwinkler, als er gegen Ende der politischen Sommerferien Maßnahmen zum Schutz von Rauchern und Nichtrauchern in Aussicht stellte. Nun kann man über Wert oder Unwert seiner spezifischen Empfehlungen durchaus geteilter Meinung sein - in der Sache selbst aber nicht.

„Die Sache selbst" besagt: Die Beseitigung von Folgeschäden des Tabakrauchens kostet die Gesellschaft ein Heidengeld. (Die USA 65 Milliarden Dollar im Jahr, hat das US-Amt für Technologiefolgenschätzung errechnet.) Und: Steuererhöhungen sind ein sehr wirksames Mittel, das Rauchen einzudämmen. Das renommierte World Watch Institute hat das in seiner jüngsten Publikation eindrucksvoll mit Zahlen belegt.

Nach schrittweiser Erhöhung der Steuern auf Tabak hat die kanadische Regierung zwischen 1980 und 1990 den Durchschnittsverbrauch von Zigaretten durch Personen über 15 Jahren von 3.800 auf 2.500 Stück pro Jahr eingebremst: also um ein ganzes Drittel. Dänemark hebt auf eine Packung Zigaretten eine durchschnittliche Steuer von 4,06 Dollar, Norwegen 3,97 Dollar, Kanada und Großbritannien heben 3,25 Dollar ein. Am unteren Ende der Tabakbesteuerer rangiert Spanien mit 46 Cents.

Aber wie groß ist nun wirklich der durch Rauchen gestiftete Schaden? Die US Centers for Disease Control führen 434.000 Todesfälle pro Jahr auf Rauchen (davon 52.000 auf passives Rauchen) zurück. Die unmittelbaren Todesursachen sind sehr unterschiedlicher Natur: Herzattacken, Bluthochdruck, Gehirnschläge, Lungenentzündung, Bronchitis, Grippe und natürlich Krebs (nicht nur der Lungen-, sondern auch Speiseröhren-, Blasen-, Nieren- und Zungenkrebs). Höhere Tabaksteuern wären ein teilweiser Ersatz für die Ausgaben der Sozialversicherung für die Behandlung und für Arbeitsausfälle.

Die zitierte amerikanische Studie behauptet, daß mit der Erhöhung des Zigarettensteuersatzes um zehn Prozent der Verbrauch um rund vier Prozent, bei Teenagern sogar um rund zehn Prozent reduziert werden kann. Daß es in den Industriestaaten schon seit geraumer Zeit wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung des Nikotinmißbrauchs gibt, läßt sich statistisch nachweisen. In den USA ist dieser seit dem Höhepunkt im Jahr 1963 um 38 Prozent gesunken. Die amerikanische Tabakindustrie hat daher einen Schwerpunkt ihrer Werbeaktivitäten in den ehemaligen Ostblock und in die Dritte Welt verlegt, wo die Raucherzahlen steigen. In China, dem Land mit dem höchsten absoluten (nicht relativen) Zigarettenkonsum, werden heute um 15 Prozent mehr Glimmstengel verpufft als 1987. Für das Afrika südlich der Sahara wird eine Steigerung um 70 Prozent bis zum Jahr 2000 prophezeit. Dort hält man sich noch an den Vossischen Musenalmanach von 1783: „Gott grüß' euch, Alter! Schmeckt das Pfeifchen?"

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