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„Gott schütze unsere Diözese!"

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Niederösterreichs Landeshauptstadt St. Pölten erlebte am vergangenen Wochenende hautnah, aber ohne Eklat, den Riß, der durch die katholische Kirche geht.

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Niederösterreichs Landeshauptstadt St. Pölten erlebte am vergangenen Wochenende hautnah, aber ohne Eklat, den Riß, der durch die katholische Kirche geht.

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„Fuß waschung - nicht Kopfwäsche" und „Kein Bischof ohne Volk" - Texte dieser Art standen am Samstag auf den Transparenten, um die sich etwa 3000 Kritiker der Ernennung Kurt Krenns zum Bischof von St. Pölten scharten. Der Schweigemarsch war von der Aktionsgemeinschaft „Weg der Hoffnung" initiiert worden. Für diese Veranstaltung, bei der auch der Präsident der Katholischen Aktion der Diözese St. Pölten, Karl Dillinger, das Wort ergriff, machte ein von vier Gruppierungen (Junge Conservative Union, Pro Occidente, Plattform Pro Krenn, Katholische Basis-Initiative) unterzeichnetes Flugblatt „verwirrte Emanzen, ewig gestrige Linksextremisten und Anarchisten, die zumeist geistig schon längst die Kirche verlassen haben", verantwortlich.

Als Kurt Krenn am Tag darauf in sein Amt eingeführt wurde, kamen 2000 Menschen, von denen 800 im Dom Platz fanden, mit zustimmenden

Transparenten für den neuen Bischof: „Wir grüßen den treuen Sohn Roms" oder „Jugend 2000 baut auf Bischof Krenn" war da zu lesen. Landesrat Vinzenz Höfinger, ein Kritiker der Krenn-Ernennung, hatte an beiden

Tagen sein gegenüber dem Domportal gelegenes Haus mit der im Grunde konsensfähigen Aufschrift „Gott schütze unsere Diözese" geschmückt.

Im Dom ging es würdig und feierlich zu. Prominenz aus Politik und

Kirche - Bundespräsident Kurt Waldheim, Nuntius Donato Squicciarini, Landeshauptmann Siegfried Ludwig, Kardinäle und Bischöfe aus dem In- und Ausland nahmen teil, erlebten den bewegenden Abschiedsappell von Bischof Franz Zak, „mit dem neuen Oberhirten zum Wohl unserer Diözese und der Kirche in unserer Heimatzusammenzuarbeiten".

Kurt Krenn bekannte sich dazu, das Erbe Zaks bewahren und mehren zu wollen, und bat Priester und Laien um ihre Mitarbeit. Seinen Kritikern stellte er die Frage, ob sie „in ihren Urteilen und mit den Sonderaktionen der Einheit der Kirche jenen Dienst geleistet haben, den sie tun wollten". Verbunden mit einem Appell zur Einheit hob der neue Bischof von St. Pölten die Bedeutung des II. Vatikanischen Konzils hervor: „Wenn etwas unter uns umstritten ist, wollen wir das Konzil hören und es entscheiden lassen."

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