7010434-1988_06_07.jpg
Digital In Arbeit

Gottsuche

Werbung
Werbung
Werbung

Welche Wege führen zu Gott? Eugen Biser meint, daß es nach allgemeiner Auffassung und Praxis zwei getrennte Bahnen einer Annäherung des Menschen an Gott gibt: den theoretischen Weg, den Weg des denkerischen Bemühens um die Gottesfrage, und den existen-tiell-praktischen Weg, den Weg des Gebets.

Beide Wege haben ihre Schwierigkeiten: ,ßei der Gottesfrage in der Form des vielfach diskutierten Scheiterns einzelner — nach verbreiteter Ansicht auch aller— Gottesbeweise; beim Gebet durch das frustrierende Erlebnis seiner häufigen Vergeblichkeit .... Was das Gebet anlangt, so ist es gerade in seiner höchsten Vollzugsform, dem mystischen Gebet, durchErfahrungen der ..dunklen Nacht des Geistes', also des radikalen Entzugs und der abgründigen Trostlosigkeit, gekennzeichnet“ (Eugen Biser).

Beide Wege führen zu positiven Ergebnissen. Es gibt Vernunftgründe, die für Gott sprechen; es gibt Erfahrungen, die Gottes Größe erahnen und erleben lassen. Aber beide Wege führen auch in Abgründe und Ausweglosigkeiten.

,X>abei könnte man zunächst den Eindruck gewinnen, daß sich die Krise jeweils aus der Selbstverwechslung der Positionen herleitet. Die philosophische Gottesfrage,... habe von ihrem Beweisgang zu viel nach Art eines spirituellen Gotteserlebnisses erwartet, während das Gebet in eine Krise geraten sei, weil es sich vom Akt seiner Erhebung zu Gott' zuviel nach Art argumentativer Vergewisserung erhofft habe“ (Eugen Biser).

Es ist hier nicht möglich, auf die schwierigen Analysen Eugen Bisers einzugehen. Es sollen nur — sehr vereinfacht — noch zwei Gedanken angeführt werden, die mir bei der gegenwärtigen Suche nach Gott wichtig erscheinen.

Erstens: Beide Wege der Annäherung an Gott, wenn sie konsequent und ehrlich begangen werden, stürzen den Menschen in Abgründe. Sie führen zur Erfahrung des ,JDe profundis“, zum Schrei aus der Tiefe.

Zweitens: Die beiden von Eugen Biser genannten Wege zu Gott: der theoretische des logischen Denkens und philosophischen Bemühens und der praktisch-existentielle des Gebetes und der mystischen Erfahrung dürfen nicht voneinander getrennt werden. ,Jiier wie dort geht es somit um dieselbe Zielsetzung: die .methodische' Suche nach Gott“ (Eugen Biser).

Der Mensch soll nicht nur mit seinem Verstand und seiner Vernunft, sondern ganzheitlich — mit all seinen Kräften und Möglichkeiten des Wahrnehmens und Erkennens — nach Gott suchen.

Elfter Teil einer Serie zum Buch „Die glaubensgeschichtliche Wende“ von Eugen Biser.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung