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Grausamkeit einst — mit Blick ins Heute

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Die Grausamkeiten des Römischen Reiches wurden von Hegel als Basis des Aufstieges des Christentums ersehen. Ungeheure Härte und ein Sinn, der des Menschlichen nicht achtet, sieht uns aus Imperatorenköpfen an. Eine drastische Illustration dieser Epoche der Menschheit stellt uns Josef Nyary in seinem Buche über die römischen Gladiatoren vor.

Bis zum Jahre 404 n. Chr. hielt sich diese Institution, mit deren Hilfe Politiker ihren Aufstieg den in ungeheurer Armut lebenden Massen Roms schmackhaft machten. Unersättlich, oben und unten, der Blutdurst. Immer pompöser, immer aufwendiger wurden die Spiele:

6000 Gladiatoren und tausende Sklaven verbrauchte Augustus bei einem einzigen Spiel; eine Seeschlacht mit 19.000 Gladiatoren! — Die Kaiser und die Prätendenten auf dem Kaiserthron übertrumpften sich gegenseitig.

Blick ins Heute: Würden unsere Massen sich, wenn sie die Gelegenheit dieser blutrünstigen Spiele hätten, so wie die alten Römer verhalten? Ich lasse diese Frage offen. Es war eine „Hetz“ — das Wort kommt von den Tierhatzen in Wien, die sich lange hielten, oder von der Möglichkeit, einer Hinrichtung zuzusehen.

Wenn der Stuntman, als Ersatz für den Star, sein Leben riskiert, genießen es die Film-Seher. Genuß: der Genuß des Sterbens anderer Menschen „belebt“ die Schinder, die Folterer heute in drei Kontinenten. Die Gladiatoren laden zu eirfer Besichtigung der conditio humana, der Lage des Menschen heute ein.

DIE GLADIATOREN. Zum Töten erzogen, zum Sterben bestimmt. Von Josef Nyary. Econ-Verlag, Düsseldorf-Wien 1982. 288 Seiten, geb., öS 258,SdH^

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