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Greif zum Telefon - laß ab vom Kind

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Kindesmißhandlungen: ein wachsendes Problem. Es genügt nicht, die Kinder zu schützen. Man muß den Eltern helfen, Selbstbeherrschung zu erlernen: Bericht über einen erfolgreichen Versuch.

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Kindesmißhandlungen: ein wachsendes Problem. Es genügt nicht, die Kinder zu schützen. Man muß den Eltern helfen, Selbstbeherrschung zu erlernen: Bericht über einen erfolgreichen Versuch.

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Ehemalige Alkoholiker, Drogensüchtige, gewalttätige Ehemänner und Eltern sagen, die größte Hilfe im Kampf gegen ihr asoziales Verhalten fanden sie in Selbsthilfegruppen.

Gruppen wie „Anonyme Eltern" (Parents Anonymous oder P.A.-Gruppen) sind weitverbreitet in den USA, vor allem in den größeren Städten. Anonymität, freiwilliger Beitritt und die Tatsache, daß Mitglieder eine gemeinsame Erfahrung teilen, erleichtert Teilnehmern das Eingestehen des eigenen Versagens, was vor allem bei Vergehen wie Kindesmißhandlung unendlich schwer ist.

Kindesmißhandlung ist ein weltweites Problem, zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten und umfaßt körperliche Mißhandlung, seelische Grausamkeit, Vernachlässigung von Kleinkindem, sowie sexuellen Mißbrauch. Nach statistischen Untersuchungen und Kalkulationen wird in den USA jedes fünfte Kind in irgendeiner Form mißhandelt. Ein Drittel der erwiesenen Mißhandlungen wird an Kleinkindern unter sechs Monaten verübt. Und jährlich sterben 4000 bis 5000 Kinder an den Folgen von Mißhandlungen.

Eltern, die sich am eigenen Kind vergreifen, werden von der Gesellschaft vielfach als Unmenschen betrachtet, obwohl Untersuchungen zeigen, daß 90 Prozent der mißhandelnden Eltern als Kinder selbst Vernachlässigung oder Mißbrauch erlitten haben; Laut psychologischen Studien sind solche Eltern häufig ihren Ausbrüchen hilflos ausgeliefert und empfinden oft tiefe Schuldgefühle und Verzweiflung. Von der Umwelt wird ihr Verhalten jedoch als willkürliche Grausamkeit beurteilt.

Natürlich ist es wichtig, mißhandelte Kinder vor den Ubergriffen ihrer Eltern zu schützen. Gleichzeitig aber ist es notwendig und möglich, den Eltern selbst zu helfen, anstatt sie nur zu verdammen. Das sieht die Parents Anonymous Organisation als ihre Aufgabe an.

P. A. wurde 1970 gegründet und hat inzwischen 1500 Zweigstellen. Durch Reklame oder das Sozialamt aufmerksam geworden und oft in letzter Verzweiflung über die eigene Ohnmacht, suchen Eltern, die zu Aggressivität und Gewaltanwendung neigen, in diesen Gruppen einander zu helfen, ihr Verhalten zu ändern. Sie treffen sich wöchentlich unter dem Schutzmantel der Anonymität und lernen in einer Atmosphäre der gegenseitigen Bejahung über ihre Probleme reden und einander praktisch beizustehen.

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