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Gretchenfrage ohne konkrete Antwort
Nur noch 78 Prozent der Österreicher sind katholisch, ein Fünftel der Wiener ist areligiös. Der Stellenwert der Religionszugehörigkeit hat sich seit 1971 deutlich verändert.
Nur noch 78 Prozent der Österreicher sind katholisch, ein Fünftel der Wiener ist areligiös. Der Stellenwert der Religionszugehörigkeit hat sich seit 1971 deutlich verändert.
Nur noch 87,6 Prozent der österreichischen Bevölkerung bekennen sich zu einer Religionsgemeinschaft (1981: 93,0 Prozent), nur noch 77,9 Prozent (1981: 84,3 Prozent) zur katholischen Kirche. Damit hat sich (siehe Graphik) der schon von 1971 bis 1981 feststellbare Trend zu weniger Bindung an Kirchen und Religionsgemeinschaften noch verstärkt. Das zeigen die Rohdaten der Volkszählung 1991 - genaue absolute Zahlen liegen noch nicht vor.
In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil derer, die auf dem Fragebogen des Statistischen Zentralamtes die Rubrik „ohne Religionsbekenntnisangekreuzt haben, von 4,3 auf 8,6 Prozent verdoppelt. Es sind nun etwa 670.000 Österreicher(innen). Sie leben vor allem in Städten beziehungsweise Industrieregionen. In Wien fallen darunter bereits 20 Prozent der Bevölkerung, es folgen Linz und Steyr (je 17 Prozent).
Die Bereitschaft, die Gretchenfrage nach dem Religionsbekenntnis zu beantworten, war auf dem Land deutlich höher als in den Städten. Der Anteil jener, die eine Angabe zum Thema Religion überhaupt verweigerten (270.000 Personen), ist stark gestiegen: von 0,6 auf 3,6 Prozent. In diesen Fällen dürfte zwar noch eine formale Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft bestehen, aber von einem „Bekenntnis- zu einem Glauben kann wohl kaum mehr die Rede sein. Besonders viele solcher Verweigerergibt es in Salzburg (11 Prozent), Innsbrück (10), Linz (8) und Wien (7).
Am meisten betroffen dürfte die römisch-katholische Kirche sein. Ihr Anteil an den Einwohnern der wichtigen Städte: in Wien 57 Prozent, in Salzburg 61, in Linz 65, in Graz 71, in Innsbruck und Klagenfurt je 72. In absoluten Zahlen hat sie noch knapp über sechs Millionen Gläubige. Soweit bisher absehbar, wird die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche heuer wieder steigen.
Die aktuell höchsten .Austrittsraten werden aus der Steiermark gemeldet (nach einer eher positiven Entwicklung in den letzten Jahren) und die niedrigsten aus Salzburg (nach negativen Spitzenwerten in den letzten Jahren).
Deutlich an Boden verloren haben auch die evangelischen Kirchen des Augsburger und des Helvetischen Bekenntnisses, die zusammen nur noch 390.000 Mitglieder (5,0 Prozent) umfassen, und die Altkatholiken, die bei 19.000 Gläubigen (0,2 Prozent) halten.
Während die Israelitische Kultusgemeinde mit 7.000 Mitgliedern (0,1 Prozent) ziemlich stabil blieb, haben die Moslems - sie stammen vorwiegend aus der Türkei - deutlich zugenommen und stellen nun fast zwei Prozent (160.000 Personen) der österreichischen Wohnbevölkerung. In Wien sowie in den Vorarlberger Bezirken Bregenz und Feldkirch bekennen sich jeweils sechs Prozent der Bevölkerung zum Islam, im Bezirk Dornbirn sogar zehn Prozent.
Die fast 200.000 Personen, die sich zu in der Volkszählung nicht näher aufgeschlüsselten Religionen bekennen, sind nach Angaben des Statistischen Zentralamtes großteils Angehörige der ost- und südosteuropäischen orthodoxen Kirchen.
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