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Grobes Spiel

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Das Zusammentreffen zwischen dem israelischen Außenminister Ji-gal Allem und einem hohen sowjetischen Regierungsfunktionär in der Schweiz und in einem anderen europäischen Land fand reges Interesse in der arabischen Welt. Mit diesem Zusammentreffen traten die seit längerem bestehenden vertraulichen sowjetisch-israelischen Kontakte über die Wiederaufnahme der kurz nach dem Junikrieg von 1967 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Moskau und Jerusalem, wie man auf arabischer Seite zu wissen glaubt, in ihr entscheidendes Stadium. Sowjetische Dipldimaten ntachen schon seit einigen Wochen kein Hehl mehr aus ihrer Überzeugung, daß das Verhältnis zwischen beiden Staaten unmittelbar vor einer Neuregelung stehe.

Hochinteressant sind die arabischen Kommentare zu dieser Entwicklung. Die Zeitungen schreiben, wenn es stimme, daß die Araber Druck auf Israel nur über die Vereinigten Staaten ausüben könnten, treffe es mit Sicherheit auch zu, daß Israel Zugeständnisse von den Palästina-Guerilleros nur auf dem Umweg über Moskau erreichen könne. Nach arabischer Ansicht will der Kreml verhindern, daß USA-Außenminister Henry Kissinger auch im arabisch-israelischen Kernkonflikt um die Zukunft von Gesamtpalästina noch einmal Vermittlungs-erfolge erziele. Die Sowjets hätten sich daher entschlossen, in dieser Frage selbst aktiv zu werden. Bei den kürzlich stattgefundenen Verhandlungen des Chefs der „Palästinensischen Befreiungs-Organisation“ (PLO), Jassir Arafat, in Moskau sei es offenbar darum gegangen, die PLO zu einer Quasi-Anerkennung des israelischen Existenzrechtes und einer Zustimmung zur Gründung eines Rumpfstaates zu bewegen.

Auch auf arabischer Seite gibt man jetzt zu, daß ein solcher Staat sich vermutlich vorwiegend auf sowjetische Unterstützung verlassen und möglicherweise sogar der verläßlichste sowjetische Stützpunkt im Vorderen Orient sein werde. Das sei aber nur erreichbar, wenn es dem Kreml gelinge, Israel das durch gewisse substantielle Zugeständnisse schmackhaft zu machen. Dafür bedürfe es aber der Erneuerung gegenseitiger diplomatischer Beziehungen. Mit anderen Worten: Moskau spielt bei der PLO den Fürsprecher Israels und will in Israel den Fürsprecher der Palästina-Guerilleros spielen. Sowjetische Diplomaten in den arabischen Hauptstädten lassen in diesem Zusammenhang durchblicken, daß der Kreml als Preis für die Wiederaufnahme der Beziehungen zu Israel eigene und Garantien von Seiten der PLO für die Existenz Israels zu bieten habe.

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