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Grüne Markierungen
Man wird es korrigieren müssen, das Wort vom „wilden Bergvolk“, das da hinter Semmering und Wechsel haust — die Bezeichnung „kluges Bergvolk“ scheint schon angemessener zu sein. Jedenfalls jetzt, seit die grünmärkische ÖVP ihr „Modell Steiermark“ vorgelegt hat: ein Paperback von 180 Seiten, das im Buchhandel erhältlich sein wird und
„neue Ideen, die das Leben der Stei-rer bei geistigen und materiellen Fortschritten bereichern sollen“ aufzeigt.
Diese „Leitlinien für die Landespolitik“, die — so Landeschef Niederl im Geleitwort — den Steirern ein „gehaltvolleres, besseres und schöneres Leben“ bescheren sollen, wurden — das steht zwar nirgends — von „164 Politikern und Experten“, die in 14 Arbeitskreisen zusammengefaßt waren, zweifellos als Plattform für den nächsten Landtagswahlkampf ausgearbeitet, obwohl Niederl in diesem „Modell Steiermark“ ausdrücklich „keine Konfrontation mit dem politischen Gegner“ sehen will: „Wir haben bewußt darauf verzichtet, spektakuläre, kostspielige Projekte zu fordern, die Schlagzeilen machen und gleichzeitig hinten herum den Steuerzahler zur Kasse bitten.“
Diesem nun als Diskussionsbasis vorliegenden Modell, das in seiner Endfassung für die nächsten beiden Legislaturperioden — also bis 1980 — Gültigkeit besitzen soll, wird ein Landesentwicklungsplan folgen, der „den Rahmen für die einzelnen Budgets liefert, damit kurz- und mittelfristige Planung unmittelbar ineinandergreifen“.
Zu den bisherigen Vorschlägen sollen noch weitere kommen, so im November die Veröffentlichung des SPÖ-Landesplanes. Bei der ÖVP erwartet man sich davon freilich nicht viel, denn „die werden fleißig bei uns abschreiben und hinauflizitieren“, wie einer der am ÖVP-Programm beteiligten Wirtschaftsexperten ohne Parteibuch meinte. Diese parteilosen Sympathisanten trifft man im Programmiererkreis übrigens sehr häufig.
Ob das „Modell Steiermark“ freilich in allen Landesteilen realisiert werden kann, ist eine andere Frage. Für die Sanierung des Raumes Aichfeld—Murboden wird sich nämlich ein eigenes Plan«rgremium zusammensetzen — bestehend aus 60 Prozent Bundesvertretern, 30 Prozent Landesdelegierten und 10 Prozent Sprechern der Gemeinden. Der Bund und die ebenfalls sozialistisch beherrschten Großgemeinden des betreffenden Raumes werden dort die eindeutige Mehrheit haben — wenn es „ans Anschaffen“ geht, wie man in der Steiermark meint. Die Dominanz der Steirer bliebe dann nur noch beim Bezahlen erhalten.
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