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Guerilla-Taktik bei den Moslems

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Wenn Sarajewo fällt, wird es nach den Worten des Mufti für Kroatien und Slowenien, Sevko Omerbasic, dennoch keine Kapitulation der Moslems in Bosnien-Herzegowina geben. Die Bosnia-ken werden sich auch weiterhin erbittert verteidigen.

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Wenn Sarajewo fällt, wird es nach den Worten des Mufti für Kroatien und Slowenien, Sevko Omerbasic, dennoch keine Kapitulation der Moslems in Bosnien-Herzegowina geben. Die Bosnia-ken werden sich auch weiterhin erbittert verteidigen.

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Trotz der harten Worte von US-Präsident Bill Clinton gegenüber den serbischen Belagerernvon Sarajewo, trotz der Drohgebärden der NATO, trotz des möglich gewordenen Entsatzes Sarajewos aus der Luft, ist das Vertrauen der Bosniaken auf den Westen nicht vsehr groß. Der Mufti von Zagreb, Sevko Omerbasic, zur FURCHE: „Was uns besonders betroffen macht, ist eine anti-islamische Tendenz im Westen.”

Trotz der militärisch wenig rosigen Lage sollte man nicht mit der Resignation der bosnischen Moslems rechnen, betont der Präsident der Islamischen Gemeinschaft von Kroatien und Slowenien mit Sitz in Zagreb. Omer-bai6 weist daraufhin, daß es auch künftighin für die Moslems verschiedene Arten der Verteidigung geben werde: „Guerilla-Taktik, die wenigstens eine minimale Hoffnung bietet, daß eines Tages eine gerechte Lösung gefunden werden kann.”

Deutlich weist Omerbaäiö jüngst erhobene Anschuldigungen zurück, auch die moslemische Seite setze mittlerweile auf ethnische Säuberung - beispielsweise, wie behauptet, in Konjic, Travnik, Jablanica, Kakanj, Zenica und Bugonjo.

Dieser Tage hat der selbsternannte Präsident der Kroaten in Bosnien-Herzegowina, Mate Boban, in einem Brief an den UNO-Sicherheitsrat von mehr als 200.000 von Moslems vertriebenen Kroaten gesprochen. Die Offensive der Armee der Republik Bosnien-Herzegowina gegen die von Kroaten bewohnten Gebiete in Mittelbosnien habe zu einer Einkesselung von 70.000 Menschen und zu Zehntausenden Flüchtlingen geführt.

Der Zagreber Mufti Omerbaäiö verweist demgegenüber auf UNPRO-FOR-Berichte, die bestätigten, daß seitens der Moslems keine ethnischen Säuberungen im großen Stil durchgeführt würden. Im Zuge der Flüchtlingsbewegungen von Kroaten aus Zentralbosnien in die Herzegowina sei es allerdings zu von moslemischen Einheiten verübten Vertreibungen gekommen.gibt OmerbaSid zu.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Kroaten und Moslems nützen - wie Omerbaäic betont -nur den Serben. In allen Gebieten Bosnien-Herzegowinas, in denen

Kroaten und Moslems gegeneinander kämpfen, gebe es keine serbischen Attacken. Wenn Kroaten und Moslems erschöpft seien, kämen die Serben und übernähmen die Gebiete. „Die Zeit” arbeite für die Serben.

Wenn die Bosniaken von der „guten Behandlung” moslemischer Flüchtlinge in Kroatien wüßten, würde dies - meint OmerbaSiö - sicherlich zu einer Entkrampfung des äußerst angespannten Verhältnisses zwischen Kroaten und Moslems in Bosnien führen. Allerdings gebe es eine totale Informationsblockade zwischen Zagreb und Sarajewo. Um Vertrauen wieder aufzubauen, ist nach den Worten des Zagreber Muftis eine Aufzählung der Opfer unerläßlich. Dies werde jedoch ein langer Prozeß sein, in dem auch über die Rolle der Religion in dem gegenwärtigen Krieg gesprochen werden müsse (Kommentar auf Seite 3).

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