7025056-1989_08_13.jpg
Digital In Arbeit

Gut gedämmt ganz gewonnen

Werbung
Werbung
Werbung

Der Energieverbrauch beim Heizen wird selbstverständlich nicht nur von einer möglichst wirksamen und gut gewarteten Heizung beeinflußt, sondern auch ganz entscheidend von der Wärmedämmung der Wohnräume bestimmt. Wie wichtig dieser Faktor ist, geht daraus hervor, daß sich bei richtiger Wärmedämmung bis zu 60 Prozent der Heizkosten einsparen lassen. Die Zahlen in der Tabelle auf dieser Seite lassen dies erkennen.

Um welche Größenordnung der Einsparung es sich dabei handelt, machen folgende Zahlen deutlich: Die österreichischen Haushalte verbrauchen rund ein Drittel der Energie. Untersucht man nun, wofür diese Energie verwendet wird, so erkennt man, daß 77 Prozent, also fast vier Fünftel, für die Heizung aufgehen. Ein Viertel der in Österreich verwendeten Energie wird also in privaten Haushalten verheizt - und da gibt es Einsparungspotentiale von 60 Prozent!

Der richtigen Wärmedämmung kommt also große Bedeutung zu. Denn 50 Prozent des Wärmeverlustes an die Umgebung erfolgen über Abstrahlung und rund 25 Prozent über Konvektion, das heißt über Wärmefluß.

Je nach Haustyp nimmt der Wärmeverlust einen anderen Weg: Freistehende Einfamilienhäuser strahlen rund 40 Prozent der Wärme über die Wände und 45 Prozent über die Fenster (davon ein Drittel durch Lüftung) ab. Bei größeren Wohngebäuden sind diese Anteile niedriger, während der Anteil der in den Keller und über das Dach abgestrahlten Wärme bei über 40 Prozent liegt.

Aus diesen Wärmeverlusten läßt sich für jede Wohnung eine Heizlastberechnung erstellen. Sie gibt Auskunft über die Energiemenge, die notwendig ist, um die Behaglichkeit in den Räumen TU erhalten. Je besser die Wärmedämmung, umso niedriger der Energieverbrauch.

Durch die Auswahl von Bau- und Dämmstoffen läßt sich dies steuern. Dabei sind eigene Vorschriften zu beachten. Die önorm B 8110 legt einen Mindestwärmeschutz für bestimmte Bauteile fest. Die beste Isolierung müssen naheliegenderweise die Decken von Räumen bzw. Flachdächer von Häusern aufweisen. Die geringsten Anforderungen werden an Türen und Fenster gestellt.

Gemessen wird die Wärmedurchlässigkeit mit dem „k“- Wert. Er gibt die Wärmemenge (in Watt) an, die innerhalb einer Stunde durch einen Quadratmeter eines Bauteiles dringt, wenn zwischen Innen- und Außenraum ein Temperaturunterschied von einem Grad herrscht.

Leider ist der letzte umfassende Überblick über die Dämmwirkung von Baustoffen schon zehn Jahre alt: 1979 veröffentlichte das Bautenministerium „Empfohlene Wärmeschutzrechenwerte für Baustoffe und Baukonstruktionen“, die jedoch die beachtlichen Neuentwicklungen noch nicht enthalten.

Heute verfügt jedoch jeder Produzent über Meßergebnisse, was seine eigenen Produkte anbelangt. Darüber sollte sich der Käufer informieren und Vergleiche anstellen. Eine größere Zahl von Unternehmen hat ihre Produkte auch der „Güterüberwachung“ unterworfen, also mit einer staatlichen Prüfanstalt eine Vereinbarung getroffen, die jährlich eine unvorhergesehene Prüfung des Produkts vorsieht und die Richtigkeit durch Siegel bescheinigt.

„Gute Fenster dämmen heute so gut wie Mauern vor dem Ölschock“

Nicht nur beim Neubau von Gebäuden ist auf die Wärmedämmung zu achten. Auch bei Altbauten läßt sich nachträglich eine Verbesserung erreichen. Meist geschieht dies durch Aufbringung einer Styroporschicht und eines besonderen Verputzes.

Weil Luft ein sehr schlechtes Wärmeleitvermögen hat, ist sie an sich ein ausgezeichneter Dämmstoff. Allerdings hat sie den Nachteil, daß sie bei Erwärmung in Bewegung gerät und dadurch Wärmeübertragung durch Konvektion auslöst.

Dieser Nachteil macht die Verwendung eines Dämmstoffes erforderlich; der die Luft gewissermaßen in kleinen Zellen abschließt und so am Zirkulieren hindert.

Eine besondere Rolle spielen selbstverständlich auch die Fenster. Auf diesem Sektor hat sich im letzten Jahrzehnt auch einiges an technischen Neuerungen getan. Gerhard Schuecker von der Versuchsanstalt im Wiener Arsenal ist seit vielen Jahren mit der Prüfung der Dämmwirkung von Fenstern und Fassaden befaßt, ebenso Judith Lang von der staatlichen Versuchsanstalt für Wärme- und Schalldichtung am TGM in Wien.

Die Ergebnisse der laufenden Überprüfungen lassen erkennen, daß in der letzten Dekade bei den gewöhnlichen Fenstern eine Verbesserung von 30, bei den sehr guten sogar von 50 Prozent erzielt werden konnte. Das gilt sowohl für Holz- als auch für Metallfenster. Mehrfachverglasung, vermehrter Einsatz von besser isolierenden Kunststoffteilen sind dafür ebenso verantwortlich wie die Verwendung von verbessertem Glasmaterial. „Gute Fenster dämmen heute ebenso gut, wie dies vor dem ölschock die Außenmauern taten“, kennzeichnet Ju dith Lang die Entwicklung.

Die Wärmeabstrahlung eines Gebäudes läßt sich heute recht gut mittels „Infrarot-Thermographie“, also mit Infrarot-Aufnahmen, erfassen. Die dabei entstehenden Bilder zeigen in unterschiedlichen Grauschattierungen jene Fläohen an, die besonders viel Wärme durchlassen. Auf diese Weise kommt man Wärmeverlusten auf die Spur.

Meist liegen die Mängel im Fensterbereich, an den Stellen, an denen die Fenster in die Mauer eingebaut sind. Häufig handelt es sich da um Mängel in der Bauausführung. Bei großen Fassaden ist es durchaus angebracht, die Abstrahlung zu überprüfen, stellt Schuecker fest, denn es können große Unterschiede zwischen angegebenen und tatsächlichen Werten auftreten.

In einem konkreten Fall mit großen Glasanteilen konnte Schuecker eine Differenz von mehr als 45 Prozent zwischen angegebenem und tatsächlichem k- Wert feststellen.

Da solche Infrarot-Messungen Kosten in der Größe von 10.000 bis 15.000 Schilling verursachen, wird dieses Verfahren meist nur bei Großprojekten angewendet.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung