6994451-1987_04_12.jpg
Digital In Arbeit

Gut vorbereiten

Werbung
Werbung
Werbung

Wer mit Menschen zu tun hat, kennt die unterschiedlichsten Einstellungen zu Ehe und Familie. Von herkömmlichem Patriarchat bis zur locker tolerierten Promiskuität. Es gibt Ehegatten, für welche die „Institution Ehe als Lebensregulativ“ das Allerwich-tigste ist. Skeptisch frage ich: Wie wichtig ist Dir dann Dein Partner? Wie wichtig Gott?

Da gibt es Ehegatten, die sich damit brüsten, wie fähig sie im Beruf sind und wieviel Anerkennung sie in der Öffentlichkeit ernten. Wieder muß ich mich skeptisch fragen: Welchen Stellenwert hat Dein Partner, Gott? Ist es das

„Ich“ oder „meine Uberzeugung“, die mehr wert sind als mein Partner?

Wenn ich mich aber ehrlich meines Partners rühmen kann, dann darf ich mich auch freuen, im Beruf und in der Öffentlichkeit anerkannt zu sein; dann darf iund soll ich auch sagen, wie sehr mir die Ehe ein Lebensregulativ ist. Was ist also der Maßstab, an dem ich mich und meine Ehe messen kann?

Die Mitarbeiter in der kirchlichen Ehevorbereitung gehen davon aus, daß wesentliche Grundwerte wie Liebe, Treue, Geborgenheit, Sexualität, Sicherheit von den jungen Leuten durchaus anerkannt werden. Sie versuchen derzeit in Gruppen mit etwa 15 Brautpaaren an einem Samstag-,nachmittag wohltuende Erfahrungen mit diesen Werten bewußtzumachen und die Bedeutung der Berufung zur Ehe aus christlicher Sicht damit in Zusammenhang zu bringen.

Vielfach jedoch scheinen die jungen Menschen im Umgang mit diesen Werten, an die sie durchaus Glückserwartungen knüpfen, überfordert. Aber auch die Ehevorbereiter geraten nicht selten in einen Vermittlungsnotstand, wenn die Glaubenserfahrung als Voraussetzung zu einer vernünftigen Auseinandersetzung mit dem „Ehesakrament“ fehlt oder den Ehekandidaten ein Gelingen der Ehe nach menschlichem Ermessen nicht zugetraut werden kann.

Diese permanente Spannung hat im verantwortlichen Kreis des Katholischen Familienwerkes, der einzigen Einrichtung in Osterreich, die Ehevorbereitung betreibt, zu einer „Vision Ehevorbereitung 2000“ geführt.

War bisher die Ehevorbereitung eher unpersönlich, so soll in Zukunft der persönliche Kontakt der Brautpaare untereinander und mit dem vortragenden Paar gefördert werden. Damit könnte der vielerorts feststellbaren Isolation und Kontaktarmut der jungen Familien entgegengewirkt werden.

Dieses Ziel erfordert mehr Zeit füreinander, in der es möglich wird, sich intensiv mit den reichen Chancen und Möglichkeiten für die persönliche Entfaltung, die Mann und Frau in einer christlich verstandenen Ehe haben, auseinanderzusetzen und das Verständnis füreinander zu vertiefen.

Dabei kann in persönlichen Gesprächen erfahren werden, wie man unterschiedlicher Meinung über einen Begriff sein kann, wie Konflikte erkannt und ausgetragen werden, wie Gefühle mitgeteilt werden, daß Sexualität und Religion keine Gesprächstabus sein müssen, daß Beten auch eine Gesprächsform ist.

Dieses Ziel läßt sich natürlich am besten in einer bekannten Umgebung, in einer vertrauten Gemeinde realisieren. Das Familienwerk spricht hier von gemeindebezogener Ehevorbereitung, die nicht mehr nur punktuelle Begegnung zwischen Brautpaar und Kirche ist, sondern langfristig von der konkreten Gemeinde, zu der das Brautpaar zugehörig ist, getragen wird.

Dieses Ansinnen erfordert natürlich auch besondere Anstrengungen. Es steht und fällt mit einer ausreichenden Anzahl geeigneter Mitarbeiter. Von diesen soll die-Bereitschaft zu einer “qualifizierten Ausbildung erwartet werden dürfen.

Ihr Engagement soll von einer tiefen Glaubenserfahrung und aus der Liebe zu jungen Menschen getragen werden. Die Glaubwürdigkeit der Mitarbeiter kann gut verdeutlichen, daß Liebe einfach mehr bedeutet als Anziehung, Sympathie, Faszination oder sexuelle Begegnung.

Es kann also kein Ehepaar vermitteln wollen, daß ihr Eheglück bereits erreicht ist, sondern daß es noch immer und immer wieder gemeinsam dazu unterwegs ist und sein wird.

Weil Beziehung nun einmal Entwicklungsprozeß ist, so ist auch unsere Gottesbeziehung prozeßhaft und somit auch beispielhaft für den ehelichen Umgang. Der Gott der Liebe hat uns

Christen seinen Sohn als Bruder gegeben. Er läßt uns Anteil nehmen am göttlichen Beziehungsplan, indem die Art, wie Jesus mit seinen Mitmenschen umgegangen ist, zum Maßstab wird.

-Jesus ist nicht gewalttätig, er verurteilt nicht und sucht nicht den Streit. Er freut sich an der Wahrheit, wirkt versöhnend und ist stets um unser Wohl besorgt. Da zahlt es sich aus, sich für Gott zu entscheiden und auf seine Hilfe zu vertrauen.

Ob nicht die Angst davor, sich auf Gott einzulassen, viele Ehen scheitern läßt? Daß, an diesem Maßstab gemessen, kaum jemand sich über einen anderen zu stellen vermag, könnte ein Schlüssel dafür sein, wie Ehe heute gelingen kann.

Ehevorbereitung kann sicher nicht Garantie für das Gelingen der Ehe sein, aber eine gute Motivation dafür, sich ständig mit der eigenen Ehe zu beschäftigen.

Der Autor ist Sekretär des Familienwerks der Erzdiözese Wien. Leser, die an einer Mitarbeit in der Ehevorbereitung interessiert sind, bekommen Auskunft unter seiner Nummer: 0222/51552/330 DW. *

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung