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Habsburger-Geschichte wird aufgearbeitet

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Mit den ersten sechs Folgen der Dokumentarserie „Die Habsburger - eine europäische Familiengeschichte" bringt der ORF bereits zu Weihnachten 92 einen Vorgeschmack auf das Habsburgerjahr 1993 - 75 Jahre seit dem Ende der Monarchie - sowie auf die Tausendjahr-Feiern Österreichs 1996.

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Mit den ersten sechs Folgen der Dokumentarserie „Die Habsburger - eine europäische Familiengeschichte" bringt der ORF bereits zu Weihnachten 92 einen Vorgeschmack auf das Habsburgerjahr 1993 - 75 Jahre seit dem Ende der Monarchie - sowie auf die Tausendjahr-Feiern Österreichs 1996.

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In dieser Fernsehdokumentation soll die Zeit vom ersten Habsburger König Rudolf I. bis zum Ende der Monarchie 1918 sachlich dargestellt und zeitgemäß interpretiert werden. Brigitte Vacha, Drehbuchautorin und Herausgeberin des Begleitbuches, das im September im steirischen Styria-Verlag erscheinen wird, erklärt zur historischen Aufbereitung dieser Serie: „Zeitgemäße Interpretation ist eine Geschichtsbetrachtung, die sich nicht dafür geniert, was geschehen ist, die aber auch nicht die alten Zeiten heraufbeschwören möchte, sie ist also eine faktenorientierte Geschichtsbetrachtung."

An Hand der wichtigsten geschichtlichen Vorgänge und Ereignisse in Europa, in die immer Habsburger involviert waren, werde man versuchen die 640 Jahre der Habsburgerherrschaft in Europa darzustellen. Sehr lange Zeit hindurch sei ja das Thema Habsburg in Österreich tabu gewesen, so Vacha weiter, und immer nur mit Kaiser Franz Joseph I. und dem Ende der Monarchie in Verbindung gebracht worden. „Wir wollen die großen geschichtlichen Entwicklungslinien der Herrschaft der Habsburger aufzeigen, die für ganz Europa sehr prägend war", erklärt Vacha.

Begriffe aus der Geschichte, wie „Vielvölkerstaat" gewännen heute

neue Aktualität. Könnte die Idee eines Vielvölkerstaates nicht auch als geistiges Modell für ein künftiges „Vereintes Europa" stehen? Solche und ähnliche Fragen wird diese Dokumentation aufgreifen, wobei aber keine direkten Vergleiche angestellt werden.

Idee des „Vereinten Europa"

Bereits Victor Hugo habe den Begriff der Vereinigten Staaten von Europa geprägt, sagt Vacha, Kronprinz Rudolf habe ihn seinerzeit aufgegriffen. Das Vielvölkerreich wäre für Rudolf eine gute Ausgangsbasis für seinen Traum vom „Vereinten Europa" gewesen.

Es sei also schon im späten 19. Jahrhundert diese Tendenz zu einem „Vereinten Europa" spürbar geworden, doch durch die Weltkriege sei diese Idee natürlich in Vergessenheit geraten, erklärt Vacha.

Das Ende der Monarchie werde als Ergebnis der Versäumnisse dargestellt, die in der Ära Franz Josephs geschahen. Der Zusammenschluß mit Ungarn, der Dualismus, "habe, so Vacha weiter, letztlich das Prinzip des Vielvölkerstaates in Frage gestellt, denn die anderen Nationen seien dadurch zurückgesetzt worden. Daraus hätten sich dann erst die wirklichen Nationalitätenkonflikte und die

Aggressionen gegen die Habsburger entwickelt. Diese Entscheidung habe eigentlich eine Abkehr vom Vielvölkerprinzip bedeutet. Kronprinz Rudolf habe die Österreichisch-Ungarische Monarchie oft kritisiert, weil er diese Konflikte befürchtete. Er hätte, wenn er an die Regierung gekommen wäre, die Monarchie zugunsten des Vielvölkerstaates wieder aufgebrochen, meint Vacha.

Mit diesen Begriffen und den daraus resultierenden Fragen wird sich vor allem die Folge zwölf befassen, die im Winter 93/94, im zweiten sechsteiligen Sendeblock, gezeigt wird. Den Auftakt dieser Folge bildet das Begräbnis von Kaiserin Zita 1989 in Wien.

Jubiläum 1996

Einerseits soll die Geschichte der Habsburger in großen Zügen rekapituliert werden - quer durch die Epochen wird man versuchen, typische Charakterzüge der Habsburger herauszukristallisieren. Andererseits soll versucht werden, zeitgemäße Interpretationen der (Fotos ORF) Geschichte zu finden und die Aktualität der historischen Begriffe zu prüfen.

Zu der von Cinevision im Auftrag des ORF produzierten zwölfteiligen TV-Dokumentarserie und dem Begleitbuch wird es auch eine vierteilige Kurzfassung für ausländische Fernsehstationen geben, die auch als Video-Edition erhältlich sein soll.

Zum Jubiläumsjahr 1996 soll dann die gesamte Geschichte Österreichs in einer Video-Edition erfaßt sein: die bereits erschienenen Dokumentarse-rien von Hugo Portisch, „Österreich I" und „Österreich II", „Die Habsburger" sowie die dreiteilige Serie über die Herrschaft der Babenberger, deren Produktionsbeginn voraussichtlich 1994 sein wird.

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