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Habsburgs Wurzeln in Spanien

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Im kommenden Jahr feiert Spanien in Sevilla und Madrid das fünfhundertjährige Jubiläum der Entdeckung Amerikas unter der die Tatsachen verklärenden Devise „Begegnung zweier Kulturen". Die größte Exposition des Spanischen Kulturministeriums aber findet in Toledo statt, jener politisch, kulturell und religiös bedeutsamen Stadt im Herzen der iberischen Halbinsel, in der im Mittelalter Juden,

Mauren und Christen in Eintracht miteinander gelebt und gewirkt haben. Mitveranstalter der bislang noch namenlosen Schau in Toledo sind das österreichische Wissenschaftsministerium, die Tiroler Landesregierung und die Stadt Innsbruck.

Ausstellungsort für den spanischen Teil des Projekts ist das Museo de Santa Cruz im ehemaligen Spital von Santa Cruz des Kardinals Pedro Gonzales de Mendoza. Der Kardinal war Protektor des von dem katholischen Herrscherpaar 1492 zum Admiral, Vizekönig der „Neuen Welt" und obersten Richter in den zukünftigen Kolonien erhobenen genuesischen Seefahrers Christoph Columbus.

Die österreichischen Exponate werden im Schloß Ambras im Süden der Tiroler Landeshauptstadt zu sehen sein. Als Titel die-

ser Präsentation wurde „Hispania -Austria. Die Katholischen Könige - Maximilian I. und die Anfänge der Casa d'Austria in Spanien" gewählt.

Insgesamt werden etwa 250 zwischen 1480 und 1520 entstandene Objekte zu sehen sein; darunter Porträts, Altarbilder, Druckgraphiken, Büsten, Medaillen, Münzen, Email- und Goldschmiedearbeiten, illuminierte Handschriften, Textilien sowie religiöse Gegenstände, Waffen und Rüstungen. Die österreichischen Leihgeber sind das Kunsthistorische Museum in Wien, die Albertina und die Österreichische Nationalbibliothek. Die spanischen Exponate stammen primär aus den großen Sammlungen in Madrid, dem Museo de Cataluna in Barcelona sowie aus Kirchen und Klöstern der ganzen Halbinsel.

Thematischer Ausgangspunkt für das mit Vorschußlorbeeren überhäufte Doppelprojekt ist die Darstellung der Situation am Hof der Königin Isabella von Kastilien und des Ferdinands von Aragon einerseits und jener in der Residenzstadt des Habsburger Kaisers Maximilian I. andererseits, ehe die Doppelhochzeit von Maximilians Sohn Philipp mit der spanischen Infantin Juana (1496) und der Kaisertochter Margarete mit dem Infanten Juan (1497) zur Ouvertüre für eine mehr als zweihundert Jahre währende Herrschaft der Habsburger in Spanien werden sollte.

Als Schwerpunkt soll das unter-

schiedliche Kunstverständnis der beiden Höfe verdeutlicht werden. Hie gezielter Einsatz von Kunst, vornehmlich der Druckgraphik, als Instrument der Selbstdarstellung, dort Mäzenatentum zur Ehre Gottes und aus Freude am Sammeln. Hie ein „Mann zwischen den Zeiten", der Turniere, Rüstungen, Mummenschanz, schöne Musik und die Jagd liebte, dort ein Königspaar, das gleich zahlreichen spanischen Adelsfamilien und dem Klerus nach dem Sieg über das letzte Maurenreich in Granada und der Entdek-kung Amerikas den neuen Reichtum zum Bau von Kirchen und Ankauf qualitätvoller Kunstgegenstände internationaler Provenienz verwendete.

Der dritte Abschnitt der Ausstellungen am grünen Inn und am windungsreichen Tajo ist der kulturellen Synthese gewidmet. Sie setzte gemäß dem Motto des römisch-deutschen Kaisers „Tu felix Austria nube" naturgemäß bald nach der Vermählung des blonden, blauäugigen und in seinen enganliegenden Beinkleidern als Inbegriff männlicher Schönheit geltenden Philipp mit der leidenschaftlich in ihn verliebten Königstochter ein. Sie endet mit Zeugnissen aus der ersten Regierungsphase Karls V., des ältesten der sechs Kinder von Philipp dem Schönen und der als Johanna, die Wahnsinnige, in die Geschichte eingegangenen Erbin der Länder Kastilien und Aragon, der spanischen und italienischen

Provinzen und des amerikanischen Kolonialreiches.

Parallel zu den sowohl historisch als auch kunstgeschichtlich vielversprechenden Großausstellungen (wissenschaftliche Leitung Fernando Checa Cremades, Rosario Diez del Corral und Miguel Angel Lade-ro Quesada von der Universität Madrid, Artur Rosenauer und' Alfred Kohler aus Wien) bringt das Tiroler Landesmuseum Ferdinan-deum im Zeughaus eine Schau über „Das Bildnis Maximilians I. auf Münzen und Medaillen". Außerdem findet eine Reihe von Konzerten im Spanischen Saal von Schloß Ambras und in der Innsbrucker Hofkirche statt, wo Maximilians ehrgeizigstes künstlerisches Anliegen, sein von erstrangigen Künstlern ausgeführtes Grabmonument steht. Germanisten, Romanisten, Historiker und Kunstgeschichtler mehrerer Staaten werden sich zum 7. Spanisch-österreichischen Symposion in der Universität Innsbruck zusammenfinden.

Die Ausstellung im seit 1958 als Museum dienenden barocken Hospital de Santa Cruz in Toledo ist für die Zeit von März bis Juni 1992 geplant, der österreichische Ausstellungsteil wird von Ende Juni bis September 1992 in Ambras stattfinden, dem von Maximilians Urenkel Ferdinand II. umgestalteten Renaissanceschloß, das mit seinem Unterschloß als Symbol habsburgischer Sammeltätigkeit gilt.

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