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Haiderin hilft da nicht

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Klipp und klar: Jetzt geht es unübersehbar um einen Neu- und nicht nur Umbau der Parteienlandschaft Österreichs. Was schon nach den Landtagswahlen in der Steiermark und in Oberösterreich festzustellen war, gilt es mit Nachdruck zu wiederholen: Wer da glaubt, das Problem sei mit einem strengen Einwanderungsgesetz zu lösen, lügt sich in die eigene Tasche. Es geht um ungleich mehr als um die Ausländerfrage.

Natürlich hat die FPÖ sich diese zunutze gemacht - aber sie wäre auch ohne dieses Thema erfolgreich gewesen. Es liegt einfach eine Sehnsucht nach Änderungen bestimmter politischer Inhalte, nach einem neuen Stil, nach neuer Wert- und Machtorientierung in der Luft. Weder die SPÖ noch die ÖVP haben dies bisher klar erfaßt.

Die Folge: Ihre Granden purzeln - einmal Krainer und Ratzenböck, einmal Zilk. In Kärnten wurden Peter Ambrozy, im Burgenland Hans Sipötz gar schon aus dem Amt gedrängt. Das Signal ist klarer, als viele meinen: Methoden von gestern werden für morgen nicht mehr akzeptiert. Und modern sein, heißt nicht nur, mit Schwarzenegger-Bildern (gilt symbolisch für alle, die es versuchen) Wahlkampf machen. t

Die Ausländerfrage hat in Wien sicher eine besondere Rolle gespielt, aber man muß ehrlicherweise zugeben, daß sich die Sachpositionen von SPÖ, ÖVP und FPÖ nicht stark unterschieden. Der Ton machte Musik, und der war bei gewissen freiheitlichen Veranstaltungen sicher am schrillsten (oder, noch schlimmer: doppelzüngig). Dafür stieß das Lavieren von SPÖ und ÖVP eher ab - ein bisserl Haiderin bringt mit Recht Verachtung, nicht Zulauf.

Laut Wählerstromanalyse liefen mehr ÖVP-Wähler der letzten Landtagswahl zu den Grünalternativen (23.000) als zu den Freiheitlichen (20.000) und noch mehr (27.000) zu den Nichtwählem über: klarer Fingerzeig, daß das Problem der ÖVP nicht immer nur Haider heißt.

Ein weiteres Indiz dafür: Zehntausende Wiener stimmten bei der Bezirksvertretungswahl anders und retteten sieben der neun ÖVP-Bezirkschefs. Das muß Konsequenzen haben. Heinrich Wille hat sich redlich bemüht, er wurde unter seinem Wert geschlagen, aber geschlagen ist er. Freilich: Das Debakel ist größer als eine Person.

Die Grünalternativen haben trotz Verzicht auf Ausländerhetze gepunktet - ein weiterer Beweis dafür, daß Opportunismus nicht honoriert wird, wohl aber ein Kandidat mit Zukunftsflair. (Obgleich sich da manche Wähler beim Marxisten Peter Pilz getäuscht haben könnten.)

Die Misere wird sich bei den Bundespräsidentenwahlen fortsetzen, falls nur Parteikandidaten auftreten. Ein Phantasieschub wäre da die letzte Rettung.

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