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Haiders letzte Chance
Für Jörg Haider wird's eng. Nicht nur, weil er und seine FPÖ durch das neue „Handbuch des österreichischen Rechts-extremismus" als „rechtsextrem" abgestempelt werden.
Tatsächlich wird mit wissenschaftlichen Methoden belegt, was etwa Hans Henning Scharsach in seiner Anekdotensammlung „Haiders Kampf" journalistisch umschrieb. Ausgehend von Willibald I. Holzers Definition des Rechtsextremismus ist Haiders FPÖ wohl in diese Kategorie einzuordnen: Die Volksgemeinschaft als wichtigste Form menschlicher Vergesellschaftung, Ausgrenzung von Fremden, Demokratiekritik, AntiLiberalismus und Anti-Sozialismus, Autoritarismus, et cetera.
Diese Kernaussage des „Handbuchs" ist wenig überraschend (siehe furche 31/93). Sie ist aber der bisherige Endpunkt einer Entwicklung, welche die FPÖ in die politische Isolation gebracht hat -und die sich Jörg Haider selbst zuzuschreiben hat.
Ist Haider nun bereits in einer Position, in der ihm als politischen „Öutlaw" nur mehr die Rolle der Radikalopposition bis zum bitteren Ende übrig bleibt? Nüchtern betrachtet hat er noch eine letzte Chance. Er müßte im Super-Wahljahr 1994 (Nationalratswahl, vier Landtagswahlen, EG-Volkabstimmung) einen mehrfachen Spagat schaffen: Eine Stimmenmaximierung - gemäß eigenen Zielvorgaben die relative Mehrheit in Kärnten und mehr als 20 Prozent bei der Nationalratswahl - ohne die sattsam bekannte Verbal-Radikalisierung; gleichzeitig müßte er ein klares Zeichen dafür setzen, daß die FPÖ bereit ist, Staats-Interessen über Partei-Interessen zu stellen - etwa im Zuge der EG-Volksabstimmung. Und natürlich müßte Haider eine unmißverständliche Trennlinie gegenüber jenen obskuren rechtsextremen und ultrakonservativen Kräften ziehen, als deren Schutzpatron er sich zuletzt immer wieder bekannt hat.
Aber selbst wenn Haider über seinen Schatten springt und die FPÖ aus der Isolation führt -seine Karten sind nicht die besten: In einer Fünf-Parteien-Landschaft, in der drei Parteien (SPÖ, Grüne, Liberale) eine Koalition mit ihm dezidiert ausschließen, scheint eine Regierungsfunktion
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