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„Halleluja der Christen"

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„Christus hat uns beten, nicht singen geheißen!" So ablehnend reagierten Bewohner Großarls auf die liturgischen Reformen, die ihnen zur Mozart-Zeit der Salzburger Erzbischof Hieronymus Colloredo verordnet hatte.

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„Christus hat uns beten, nicht singen geheißen!" So ablehnend reagierten Bewohner Großarls auf die liturgischen Reformen, die ihnen zur Mozart-Zeit der Salzburger Erzbischof Hieronymus Colloredo verordnet hatte.

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Im Salzburger Pinzgau führte man einst die fehlende stimmliche Eignung zum Kirchengesang „ohne Pauken und Trompeten" auf die „tägliche Milch-, Käse- und Schmalzkost" zurück, wodurch die Kehle „zum Singen fast durchgehend unbrauchbar werden muß". Hier scheint sich einiges gewandelt zu haben. Michael Haydns berühmte Singmesse „Hier liegt vor deiner Majestät", die ihre Entstehung den Kirchenmusikreformen Erzbischof Colloredos verdankt, ist auch in den Alpentälem Allgemeingut geworden - und seit nunmehr 33 Jahren findet die größte kirchenmusikalische Fortbildungsveranstaltung Österreichs in Salzburg statt.

Die „Österreichische Werkwoche für Kirchenmusik" stand heuer unter neuer Leitung: Der Salzburger Armin Kircher wurde von der Österreichischen Kirchenmusikkommission zum organisatorischen Leiter bestellt. Er folgt damit Josef Bogensberger nach, der 24 Jahre lang die Woche geleitet und geprägt hatte. Der erste Leiter der Werkwoche war übrigens der Salzburger Alterzbischof Karl Berg.

Der neue Leiter wollte den rund 170 Teilnehmern aus ganz Österreich und dem süddeutschen Raum vor allem Werke vermitteln, die auch in „einfacheren Verhältnissen" machbar sind. Das Werkwochen-Thema „Das Halleluja der Christen" sollte besonders „den Gesang vor dem Evangelium ins Bewußtsein rufen": Die

Ablehnung der Colloredo' sehen Versuche, am Ende des 18. Jahrhunderts deutschsprachigen Volksgesang einzuführen, hat ja Parallelen zu Widerständen nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils: Wo wird heutzutage schon der - den liturgischen Forderungen nach unverzichtbare - Antwortpsalm auf die Lesung und der ins Evangelium einstimmende Alleluja-Ruf wirklich gesungen?

Armin Kircher hat, speziell zu diesem Thema, für Chor, Instrumentali-sten, Kantor und Gemeinde bei Dob-linger eine Sammlung von Halleluja-Rufen herausgegeben, die eine wesentliche Bereicherung für das Zusammenwirken von Chor und Gemeinde bilden könnten.

Der Kärntner Diözesanbischof Egon Kapellari, in der Bischofskonferenz zuständig für Liturgie und Kirchenmusik, besuchte die Werktagung und sprach von der Notwendigkeit, in der Liturgie einen Mittelweg zwischen „steriler Hochkirchlichkeit und atemlosmachendem Aktionismus" zu finden. Er wünschte sich eine „ars celebrandi", eine neue Kunst des Zelebrierens, die „die Herzen der Menschen erreicht". Gerade Liturgie, dieser vitale Bereich der Verkündigung", bedürfe der Offenheit und des Dialogs. Bischof Kapellari nannte drei Wege, auf denen die „ars celebrandi" erreicht werden könnte: durch den Dialog mit den Quellen (mit der Bibel, aber auch mit der jüdischen Tradition); durch den Dialog mit den Alten Kirchen (besonders mit der Ostkirche) und durch den Dialog mit der „zeitgenössischen Kreativität".

Domkapellmeister Siegfried Koes-ler aus Würzburg war musikalischer Leiter der Woche. P. Leo Wallner SJ aus Wien spürte in seinem Seminar „Das Halleluja der Christen" biblischen Spuren des Lobes Gottes nach.

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