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Handelskammer Oberösterreich startete Mittelstandsoffensive

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Im Koalitionsabkommen der Bundesregierung wurde fixiert, daß jedes neue Gesetz auf seine Konsequenzen für die mittelständische Wirtschaft überprüft werden müßte. Senkungen der Unternehmenssteuern werden in Aussicht gestellt. Bürokratische Erleichterungen und eine Senkung der Abgabenlasten insbesondere mit Blickrichtung auf den Mittelstand stehen auf der Tagesordnung so mancher politischer Versprechungen. Geschehen ist bisher relativ wenig. Hingegen drohen immer neue Sozialbelastungen.

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Im Koalitionsabkommen der Bundesregierung wurde fixiert, daß jedes neue Gesetz auf seine Konsequenzen für die mittelständische Wirtschaft überprüft werden müßte. Senkungen der Unternehmenssteuern werden in Aussicht gestellt. Bürokratische Erleichterungen und eine Senkung der Abgabenlasten insbesondere mit Blickrichtung auf den Mittelstand stehen auf der Tagesordnung so mancher politischer Versprechungen. Geschehen ist bisher relativ wenig. Hingegen drohen immer neue Sozialbelastungen.

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Die HandelskammerOberösterreich ergreift daher die Initiative und startete eine Mttelstandsoffensive. Präsident Kurt Kaun: "Der Mittelstand findet in der Wirtschaftspolitik zu wenig Gehör. Der Einfluß der Klein- und Mittelbetriebe muß bedeutend größer werden. Wir werden daher die Anliegen und berechtigten Forderungen der vielfach unter ihrem Wert geschlagenen Mittelbetriebe noch offensiver vertreten."

Für die oberösterreichische Wirtschaftsvertretung sind die wesentlichsten Ziele einer zukunftsorientierten Mittelstandspolitik klar umrissen. Vier Forderungen stehen im Vordergrund:

• Entbürokratisierung der Verwaltung

• Steuererleichterungen

• Verhindern der 35-Stunden-Woche

• Abbau der Lohnnebenkosten Abgesehen von diesem Forderungskatalog heißt es natürlich im Sinne der erforderlichen Internatio-nalisierung der heimischen Wirtschaft, zwei Hauptstoßrichtungen zu verfolgen:

• Bei den bevorstehenden EG-Integrationsverhandlungen dürfen mittelstandsgerechte Rahmenbedingungen keine Sekunde aus den Augen verloren werden. Das gilt für sozial- und arbeitsrechtliche Anpassungsschritte mit Vernunft genauso wie für Fragen des Normenwesens oder der Produkthaftung bzw. für das öffentliche Auftragswesen.

• Daß Österreich bei all den erforderlichen EWR- und EG-Anpassungen keineswegs auf Kosten der Wirtschaft in eine Vorreiterrolle schlüpfen und nicht einen zweifelhaften Musterschüler spielen darf, muß für die österreichischen EG-Verhandler oberstes Gebot sein.

Präsident Kaun will dem Mittelstand mit gutem Grund den Rücken stärken: "Zwischen der Konjunkturentwicklung des Mittelstandes und dem Wohlstand der Bevölkerung besteht ein unmittelbarer und untrennbarer Zusammenhang. Bei allen anerkennenswerten Leistungen und der Katalysatorfunktion der größeren Betriebe sind in unserem Land die kleineren und mittleren Betriebe die tragende Säule unserer Wirtschaft." .

Für die oberöstereichische Wirtschaftsvertretung kommt der besondere Stellenwert der kleineren und mittleren Betriebe nicht von ungefähr. Gerade mittelständische Unternehmen sind es immer wieder, die mit großem Erfolg auf dem Produktionssektor wie in der Dienstleistung Marktnischen besetzen. Sie reüssieren nicht nur auf dem heimischen Boden, sondern setzen sich zunehmend auch auf den ausländischen Märkten durch. Hohe Flexibilität, eine rasche Umsetzung von Innovationsprojekten oder eine beschleunigte Wahrnehmung von Strukturwandlungsprozessen zeichnen den Mittelstand aus.

Es ist daher höchste Zeit für die undesregierung, mit Blickrichtung auf die EG-Integration unddieOstöffnung ein wirtschaftspojitisches Umfeld zu schaffen, das von einer zukunfts- und leistungsorientierten Mittelstandspolitik getragen werden muß. Zur durchschlagskräftigen Behauptung auf dem europäischen Markt darf der Mittelstand nicht länger auf die Belastungsprobe gestellt werden. Noch dazu, wo die Schmerzgrenze der Belastungsfähigkeit längst überschritten ist.

Wie stark die oberösterreichische Wirtschaft vom Mittelstand dominiert wird, untermauert Direktor Mag. Alfred J. Waldbauer anhand statistischer Fakten:Unter den 42.000 oberösterreichischen Handelskammermitgliedern ist einerseits fast jedes zweite Unternehmen ein Ein-Mann-Betrieb. Aber auch unter den insgesamt 23.000 Arbeitgeberbetrieben herrschen mit überwältigender Mehrheit die kleineren und mittleren Unternehmen vor. Fast 98 Prozent der Arbeitgeberbetriebe in Oberösterreich beschäftigen weniger als 100 Mitarbeiter, mit einem Personalstand zwischen 100 und 499 Beschäftigten gibt es nicht ganz 500 Unternehmen, mehr als 500 Mitarbeiter zählen gar nur 52 Betriebe. Für

Direktor Waldbauer liegt es klar auf der Hand, daß es zu einem entscheidenden Teil diese mittelständischen Betriebe sind, die die Eckpfeiler der oberösterreichischen Wirtschaft darstellen. Damit sind die Klein- und Mittelbetriebe aber auch ein nicht zu unterschätzendes konjunkturstabiles Element unddie wesentlichen arbeitsmarktpolitischen Hoffnungsträger.

Alleine in den letzten 10 Jahren (1981 -1991) entstanden vorwiegend in der Mittelstandswirtschaft in Oberösterreich rund 40.000 neue Arbeitsplätze. Mitte 1981 gab es in der gewerblichen Wirtschaft nicht ganz 317.000 unselbständig Beschäftigte. Bis Mitte 1991 stieg die Anzahl der Unselbständigen um rund 33.000 auf fast 350.000. Zu diesen neuen Arbeitsplätzen kommen noch tausende zusätzliche Arbeitsplätze dazu, die vor allem in der zweiten Hälfte der 80er Jahre in der verstaatlichten Industrie abgebaut und überwiegend vom Mittelstand wettgemacht wurden.

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