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Handke opponiert

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Eigentlich sind alle 36 essayistischen Texte „Langsam im Schatten” von Peter Handke, die er verargert „Ge-sammelte Verzettelungen 1982-1992” nennt, polemisch zu verstehen. Auch wenn er eine Laudatio fiir einen bei uns so gut wie unbekannten Preistra-ger halt, halt er uns indirekt arge Ver-standnislosigkeit vor, nicht nur einfa-chen Bucherliebhabern, sondern vor allem Berufslesern, also alien infam konformistischen Literaturkritikern.

Ganz offen, jedoch iiberaus subtil greift er ein in da's politische Wortge-fecht, etwa Aussagen beim Wahl-kampf 1986 genau beim Wort neh-mend, besonders kiihn aber - und hochaktuell - den Zerfall des langst nicht mehr echt kommunistischen Jugoslawien beklagend: „Abschied des Traumers vom Neunten Land” (1991) verurteilt mit Mut und Weh-mut „das zunehmende Wegtriften so vieler Slowenen von ihrem groBen Jugoslawien”, die dem aus Siidkarn-ten Stammenden bisher liebe Lands-leute waren. „Nichts, gar nichts, drang-te bis dahin in der Geschichte des slowenischen Landes zu einem Staat-Werden.” Sicher wuBte er, daB seine Attacke nicht ungeriigt bleiben wird (man denke an Drago Jancar, Anm.), aber das nahm er in Kauf, nicht kauf-lich durch Modeparolen, die derzeit iiberall Stamme zu Staaten machen.

(Im Sommer 1992 sprach sich der namhafte Politologe Ralf Dahrendorf in seiner Salzburger Rede ahnlich gegen die europaweit grassierenden Zerfallserscheinlingen aus.)

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