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Hans Küng: Pro und Kontra

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Das vatikanische Lehrverbot, das über den Tübinger Theologieprofessor Küng verhängt wurde, ist bedenklich. Zur Regierungszeit Adenauers veröffentlichten in der BRD sieben katholische Theologieprofessoren eine Erklärung, in der sie den Einsatz atomarer Waffen im Kriege unter bestimmten Voraussetzungen billigten. Küng hat wohl kaum jemals eine derart unchristliche, inhumane und gemeingefährliche Irrlehre vertreten. Die sieben Theologieprofessoren durften dennoch auch weiterhin dozieren.

Der Jesuitenpater Gundlach, ein enger Mitarbeiter Pius XII., sprach sich damals ebenfalls eindeutig für die sittliche Erlaubtheit des Einsatzes von Kernwaffen im Krieg aus. Es gab keine lauten Proteste des Vatikans und der Bischöfe gegen seine gefährliche Irrlehre. Die Konzils väter haben 1965 in der Pastoralkonstitution festgestellt, daß der Einsatz von Massenvernichtungswaffen ein „Verbrechen gegen Gott und die Menschen" sei.

Pius XII. bekannte sich noch ausdrücklich zur unhaltbaren traditionellen Lehre vom „gerechten Krieg" und erklärte 1965, daß der Katholik nicht ohne weiteres das Recht habe, den Kriegsdienst aus Gewissensgründen zu verweigern ... Die Konzilsväter sprachen sich in der Pastoralkonstitution dafür aus, daß Wehrdienstverweigerern aus Gewissensgründen ein staatlicher Rechtsschutz gewährt werden solle.

Wenn die erwähnten sieben Theologieprofessoren und P. Gundlach irrten und wenn auch Pius XII. noch die irrige Lehre vom „gerechten Krieg" vertrat, dann hätte der Vatikan auch gegenüber Küng nachsichtiger und toleranter sein sollen.

Dr. Stefan Matzenberger Wien

Die auf dem atheistischen Materialismus aufgebaute heutige Wohlstandsgesellschaft steht vor dem Ende. Nur bis zu dem im klerikalen Ghetto hausenden Klüngel „kritischer" Christen vom Schlage des Wirtschaftswundertheologen Küng hat sich das noch nicht durchgesprochen. Sie fallen vor dem materialistischen Zeitgeist genauso in die Knie wie Kardinal Innitzer vor Hitler und die Kriegstheologen des Ersten Weltkrieges vor Kaiser Wilhelm!

Andreas Hornig 8046 Graz

Der Entzug der Lehrerlaubnis für den „katholischen" Tübinger Theologen Prof. Hans Küng durch den Papst hat die Medien und gewisse progressive Katholiken in Aufregung

versetzt. Wenn man aber die letzten zwei Bücher Küngs („Christsein", 1971, „Existiert Gott?" 1978), die sich durch einen brillanten Stil, aber keineswegs durch gedankliche Klarheit auszeichnen, aufmerksam liest, wird man dem Urteil des Kardinals Josef Ratzinger, selbst ein namhafter Theologe, zustimmen müssen: Küng' hat den Boden der Kirche schon längst verlassen!

Der Christ glaubt an einen dreifaltigen Gott, der unabhängig von dieser Welt existiert und diese aus freien Stücken geschaffen hat. Dem gegenüber lehrt Küng, der die Dreifaltigkeit als eine Erbschaft aus der griechischen Göttermythologie ablehnt, einen unitaristischen Gott, der sich, um nicht in „Unveränderlichkeit" zu erstarren, eng mit der Welt verbinden müsse (Existiert Gott, S. 734): ein prozessualer, sich in der Welt entfaltender Gott im Sinne des Hegeischen Pantheismus.

Seit Jahrhunderten glaubt die Christenheit an den Gottmenschen Jesus Christus, an das „fleischge-

wordene Wort". Bei Küng wird daraus der „wahre Mensch" Jesus, „ein persönlicher Botschafter, Treuhänder, Vertrauter, Freund Gottes" (Christsein, S. 307), den er gelegentlich zu einem Superstar hinaufstilisiert, zu einem „unüberbietbaren Menschen" oder „einzigartigen Sachwalter Gottes". Damit kommt Prof, Küng zu einem Neo-Arianis-mus, einer Irrlehre des vierten nachchristlichen Jahrhunderts...

Prof. Albert Palka 5023 Salzburg

In. einer Werbeeinschaltung der letzten Tage wird die FURCHE als Zeitung mit „christlichem Geist und christlichem Mut" angepriesen. Beides vermisse ich im Artikel von Pfarrer Johannes Nedbal zum „Fall Küng" (2. Jänner). Pfarrer Nedbal machte ein Exzerpt aus der Dokumentation der Deutschen Bischofskonferenz. Das ist die eine Seite. Der „christliche Geist" fordert, auch die andere Seite zu hören. Und dazu gehört nicht selten „christlicher Mut" ... Und einen Verdacht werde ich nicht los, daß nämlich zwischen

Ratzinger/Höffner und Küng auch „andere Rechnungen" beglichen werden sollten...

Mag. Fritz Hirzabauer 8010 Graz

Taten zählen

Zu Herrn Friedrich G. Kuhns Ausführungen in „Die Ideologie und das Christentum" (Nr. 49/1978): Absolu-tum und... ismus, sie verhalten sich wie die Ewigkeit zur Sekunde, zugegeben, doch was macht es aus, wenn der „Sekündeneinfall" die gleiche Wirkung im Objekt Mensch vollzieht wie der vom Ewigkeits-Absolutum Gesteuerte? Dabei ist es für mich gar nicht ausgemacht, daß selbst der Gottesleugner innerlichst vom Abso-lutum nicht ergriffen ist. Wer vermag in das innerste Seelengeheimnis hineinzuschauen? Aber was der Mensch von sich selber sagt oder nicht sagt -es kann täuschen, weil es nicht jedermann gegeben ist, alles auszusagen, was wirklich vorliegt. Aber sonnenklar ist die Tat! Was einer meint, kann so und ebenso anders sein. Nur was einer tut, gibt Kunde über Charakter und Wert des Menschen untrüglich,

Min.-Rat Dr. Franz Diwisch 1130 Wien

Gratz-Orden

Ihren Artikel „Der Orden für Gratz" unterschreibe ich weitgehend, glaube aber, Ihrer Argumentation hinzufügen zu müssen, daß nicht die Abtreibungsfrage schlechthin zu erwägen gewesen wäre, sondern vor allem der Umstand, daß Gratz ein prononcierter Vertreter der Fristenlösung ist. Ich hege Zweifel darüber, ob der Heilige Vater bei der Verleihung des Ordens an Gratz hierüber ausreichend informiert war, vor allem über die Äußerungen des Wiener Bürgermeisters zur Fristenlösung... ♦ Karl Wackerlig

3700 Wiener Neustadt

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