6797176-1971_15_27.jpg
Digital In Arbeit

Harmonie der Gegensätze

Werbung
Werbung
Werbung

lohnt es sich doppelt, Urlaub in Tirol zu machen. Ein verlockender Gedanke, der es rechtfertigt, sich die Urlaubszeit einmal anders einzuteilen. Wer nicht unbedingt an hochsommerliche Termine gebunden ist, gönne sich diesmal Ferien im Frühsommer. Er wird es nicht bereuen.

Die Tage wachsen im Frühsommer. Sie verdämmern von Woche zu Woche später. Es ist herrlich warm, doch das Thermometer zeigt noch keine Maxima an. Der große Troß mit den zehntausenden Pferdekräften ist noch nicht aufgebrochen. Eine geruhsame Zeit: Vorsaison. Geruhsam bas in die verträumte Ecke unter dem Gartenschirm, wo die Wirtin höchstpersönlich mit frischem Lächeln erscheint, um individuelle Wünsche zur Kenntnis zu nehmen und auch zu erfüllen.

Die milde Luft des Frühsommers, die unverbrauchte Energie aller, die vier Wochen später die Hochsaison meistern müssen, und die Anteilnahme, die man dem frühen Gast entgegenbringt — dies alles schafft ein gesundes Urlaubsklima. Es gibt keine Reibungen, keine „Abfertigung“. Alles läuft glatt, von einem gewissen Charme beflügelt. Die Zeit reicht viel weiter, weil keiner da ist, der dir an Schaltern, Tankstellen, Wartepunkten, in den Stationen der

Oberösterreich ist das Musterbeispiel eines Landes, in dem sich scheinbar Gegensätzliches harmonisch zusammenfand:

Oberösterreich, das heißt fruchtbare Kornkammern, Großstahlwerke, riesige Wälder, Automobil- und Waffenfabriken, Hochgebirge, fischreiche Gewässer; Oberösterreich, das bedeutet aber ebenso Erholungsgebiete und Ausflugsziele in großer Zahl und Verschiedenheit, darunter das abwechslungsreiche Berg- und Seenland Salzkammergut mit den anschließenden Waldhochalpen, das freundliche Innviertel und der Hausruckwald, das romantische Mühlviertel zwischen Donau und Böhmerwald. Oberösterreich nennt sich schließlich auch das Land der

Seilbahnen, in Gaststätten und Geschäften ein Stück davon abstiehlt, das unwiederbringlich verloren ist. Man kann sie wirklich ausnützen und auskosten bis zur Neige, diese Ferienzeit vor dem großen Ansturm. Sie wird erfüllt sein vom Bemühen der anderen, sich um deine Persönlichkeit zu kümmern, als wärest du der einzige Gast im Haus, der einzige, der Briefmarken, Auskünfte, Beratung oder ein zwangloses Gespräch mit seiner Umgebung wünscht. Du wirst natürlich nicht allein sein in Tirol, wenn der Frühsommer über Berg und Tal zieht. Aber du wirst leichter — obwohl unangemeldet — ein passendes Quartier aussuchen können und wirst, was auch nicht zu verachten ist, für alles Gebotene weniger bezahlen als sonst. Daher auch ein Lob den Vorsaisonpreisen. Das sind also zwei Vorteile auf einmal. Dazu kommt noch der dritte Vorteil: das Nachbild, das Tirol nach einem solchen vorverlegten Urlaub in deiner Erinnerung wachruft, wenn du zurückdenkst, wird durch keinen Schatten getrübt sein. Das ist der Lohn, der allen zuteil wird, die mit kluger Überlegung die Gaben des Frühsommers eingeheimst haben. Eine Ernte ohne Risiko. Darum: Komm diesmal etwas früher!

Heilbäder und Kurorte, deren Indikationsbereich nahezu alle kurfähigen Leiden umfaßt.

Viel Sehenswertes lockt zu Ausflügen und Wanderungen. Nicht nur die Schätze der Natur sind hier verschwenderisch ausgebreitet. Stumme Zeugen öffnen den Blick weit in die Vorgeschichte, Monumente religiöser Ehrfurcht, künstlerischen Schaffens und barocker Prachtentfaltung säumen die Wege. Vor mehr als viertausend Jahren siedelten schon Menschen in Pfahlbaudörfem am Attersee und Mondsee, uhd der Salzbergbau in Hallstatt läßt sich dreitausend Jahre zurückverfolgen; es ist der älteste Bergbau der Welt, der heute noch in Betrieb ist. Über den Grundmauern römischer Kastelle wuchsen die Städte Linz, Wels und Enns. Die erste Schdenenbahn des europäischen Festlandes (1832) nahm von Linz ihren Ausgang, und Bad Ischl — ein halbes Jahrhundert lang Sommerresidenz des österreichischen Kaisers — wurde nicht nur zum gesellschaftlichen Mittelpunkt dieser Zeit, sondern auch zum Zentrum des technischen Fortschrittes für Gesundheit und Wohlleben. Alles dies hdnterließ natürlich Spuren. Aber noch augenfälliger sind die großen Stifte und ihr viele Jahrhunderte währender Einfluß auf die kulturelle Entwicklung des Landes; unter ihnen St. Florian — Wirkungsund Begräbnisstätte des großen österreichischen Komponisten Anton Bruckner, Wilhering, ein Sinnbild des Rokoko in Österreich und Kremsmünster mit dem „Mathematischen Turm“, dem ersten Hochhaus Europas (50 Meter hoch, 1758 vollendet). Die Altäre der Wallfahrtskirche von St. Wolfgang im Salzkammergut und der Pfarrkirche zu Kefermarkt, Hauptwerke der Gotik, sind feste Begriffe der Kunstwelt. Aus dem Böhmerwald und der Mühlviertler Landschaft hat Adalbert Stifter unvergängliche Werke geschöpft. Auch interessante Museen erzählen anschaulich aus der Vergangenheit, so das moderne Schloßmuseum in Linz, das Schiffahrtsmuseum in Grein an der Donau, das Webereimuseum in Haslach an der Mühl, das prähistorische Museum in Hallstatt, das Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn bei St. Florian, Freilichtmuseen bei Mondsee (Rauch- haOs), Bad Goisern und auch in Hellmonsödt. So könnte man die Aufzählung fortführen, wären nicht schon viele, viele Bände über Oberösterreichs Kultur- und Geistesleben geschrieben, hätten nicht Dichter, wie Adalbert Stifter und Richard Billinger das Lob dieses Landes in unsterblichen Worten niedergelegt. Da aber nicht nur Historie und Landschaftsreiz den Besucher lok- ken, sondern auch der Leib sein Recht begehrt, sei darauf verwiesen, daß man in Oberösterreich gastlich aufgehoben im besten Sinne des Wortes ist. Einem Land, das schon im Mittelälter die Wallfahrer, Studiosi und Reisenden gut zu verpflegen wußte und das heute jährlich rund eine Million Kur- und Urlaubsgäste verpflegt, dem gilt Gastlichkeit als unumstößliches Gesetz.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung