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Digital In Arbeit

High-Tech in der Strozzigasse

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Als vor kurzem der Geschäftsführer der Tageszeitung „Die Presse“, Johann P. Fritz, in den neuen ,,Presse“-Redaktionsräumen im Parkring-City-Center (Marriott-Ho-tel) in Wien Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die Veränderungen der „Presse“ vorstellte, lagen Probedrucke vor, die bereits vom neuen Druckpartner hergestellt wurden: der traditionsreichen Herold-Druckerei in der Wiener Josefstadt. Der Geschäftsleitung des Herold-Hauses ist es nämlich gelungen, nach 15 Jahren wieder eine Tageszeitung - die mit dem „großen Horizont“ - zur Herstellung in die Strozzigasse zu bekommen. Seit November 1985 werden bereits Vör-

Produkte gedruckt, ab Jänner 1986 das Hauptblatt.

Die Druckerei - derzeit das stärkste Standbein des Gesamtunternehmens - wird durch diesen Druckauftrag eine wesentliche Umsatzerweiterung erfahren, wenngleich nicht die Gesamtherstellung der „Presse“ bei Herold geschieht: Den modernsten Technologien des graphischen Gewerbes angepaßt, werden die „Presse“-Redakteure ihre Texte selber „setzen“, von Layoutern umbrechen lassen und erst dann via Postleitung in das Satzsystem bei Herold überspielen.

Um die Voraussetzung für diese zeitgemäße Zeitungstechnologie zu schaffen, mußte bei Herold viel investiert werden: das modernste amerikanische Fotosatzsystem, neue Reprokameras, ein neues Druckplattenauswaschsystem und eine Hochdruckrotationsmaschine, auf der auch vierfarbig gedruckt werden kann. Wie leistungsfähig diese Druckmaschine ist, beweist die Tatsache, daß der Herold-Geschäftsführer, Direktor Mag. Fritz Müller, vor kurzem den 2. Preis für die Druckqualität im Rahmen eines weltweit ausgeschriebenen Wettbewerbs entgegennehmen konnte.

Herold hat sein Haus dank dieses langfristig abgeschlossenen Druckauftrages mit der „Presse“ völlig neu „herrichten“ können. Davon profitieren selbstverständlich alle anderen Kunden, die bei Herold ihre Druckwerke herstellen lassen. Persönliche Betreuung, vernünftige

Preisgestaltung und absolute Termintreue sind oberstes Gebot.

Neben dem Rotationsbereich -also der Herstellung von Zeitungen - wurde im Unternehmen auch der Flachdruck oder Offsetbereich forciert, der vor allem durch die Aufstellung einer Vierfarbdruckmaschine wesentliche neue Impulse erhielt. Eine leistungsfähige Buchbindereiabteilung sowie eine Expeditabteilung - zum Beispiel mit computergesteuerter Adressiermöglichkeit - komplettieren den technischen Bereich des Unternehmens.

Im Zuge struktureller Maßnahmen im Druckereibereich der Erzdiözese Wien übernahm Herold Mitte November auch die bisher im

Deutschen Haus befindliche Hausdruckerei.

Wie bereits festgestellt, ist die Druckerei die größte Sparte des Unternehmens. Zu den unter einer Geschäftsleitung vereinigten Firmen Herold/Dom Verlag gehören weiters die beiden Buchverlage Herold-Verlag und Leitner-Verlag, eine Buchauslieferungsstelle für deutsche und Schweizer Verlage, eine Zeitschriftenverlagsabteilung (z. B. mit den Verlagsprodukten „Wiener Kirchenzeitung“, „Ent-schluss“, „Dialog“, „Der Kriminalbeamte“) sowie 12 Buch- und Papiergeschäfte, eine Versandbuchhandlung und eine Niederlassung in München. Insgesamt sind 250 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Geschäftsleitung will allen Mitarbeitern einen angenehmen und sicheren Arbeitsplatz gewährleisten. Es geht dabei darum, auf einer sicheren kaufmännischen Grundlage aufbauend, die Tradition des Hauses den heutigen Bedürfnissen anzupassen. Direktor Müller stützt sich dabei auf ein Wort Friedrich Heers, der einmal ein wichtiger Mitarbeiter dieses Hauses war: „Gegründet einst als Bollwerk der Selbstfindung der Katholiken, hat Herold entschieden seine Tore für alle aufgetan, denen es ernst ist um die Gestaltung der Zukunft der Menschen ...“

Das Mitgestalten an der Zukunft der Menschen soll vor allem in den Büchern und Zeitschriften wahrgenommen werden. Ein neues Team hat dem Buchverlag Herold ein neues Gesicht und neue Inhalte gegeben, die bei Kritik und Kunden wohlwollend aufgenommen wurden. Das dieser Tage fertiggestellte Buchprogramm des Herbstes '85 bietet, gegliedert in die Sachbereiche Kunst, Kultur, Literatur, Geschichte/Zeitgeschichte, Wissenschaft, Religion, eine breite Palette an Neuerscheinungen. Der Leitner-Verlag hat sich in der Branche vor allem durch seine „Studienhelfer“ einen festen Platz gesichert. Durch die Einrichtung einer Versandbuchhandlung, die von der renommierten Wiener Dombuchhandlung aus gesteuert wird und nach einigen Probegalopps ' im Herbst 1985 voll auf den Plan trat, soll versucht werden, eine engere Kooperation zwischen den eigenen Buchverlagen, den Filialgeschäften und dem Direktverkauf zu erzielen.

Herold hat dank großer Persönlichkeiten - allen voran Friedrich Funder - und bedeutender Publikationen - „Reichspost“, „Furche“ -große Zeiten hinter sich; aber auch schwere Zeiten.

Während vor mehr als 90 Jahren alles sehr pionierhaft begonnen hat, regieren heute Computerchips und moderne Hochtechnologiegeräte im Josefstädter Jugendstilhaus. Die Mitarbeiter haben sich mit Engagement und Interesse rasch auf die neuen Gegebenheiten eingestellt. Nun besteht die Absicht, von einer sicheren wirtschaftlichen Basis aus sich wieder verstärkt verlegerischen Aktivitäten zu widmen.

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