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High-Tech ums Eck

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High-Tech, das Kürzel für Spitzentechnologie. Wer sie hat, hat Zukunft. Doch wie kommen Kleine heran? Wie ein Land ohne eigene Universität, ohne Forschungsinstitute?

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High-Tech, das Kürzel für Spitzentechnologie. Wer sie hat, hat Zukunft. Doch wie kommen Kleine heran? Wie ein Land ohne eigene Universität, ohne Forschungsinstitute?

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In der Diskussion um die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft spielt die Technologie- und Innovationspolitik eine dominierende Rolle. Es hat sich gezeigt, daß die neuen Technologien vor allem für den industriellen Mittelstand, aber auch für Klein- und Mittelbetriebe eine enorme Herausforderung darstellen.

Im Mittelpunkt der Veränderungen steht das Faktum eines

enormen Wandels in der Fertigung. Während bisher der Grundsatz galt, daß die Großindustrie ihre Vorteile in der Großserie habe und die Klein- und Mittelbetriebe aufgrund ihrer Flexibilität ihre Chancen und Marktnischen in der Kleinserie vorfinden, kommt mit der Einrichtung flexibler Fertigungszentren mit ihrem entsprechend hohen Anteil an Mikroelektronik und Software Engeneering ein substantiell neues Element in die Diskussion: Große Firmen können auch kleine Fertigungsserien produzieren, weil die Umrüstzeiten und -kosten durch den Einsatz der Mikroelektronik bedeutend niedriger werden.

Was Charles Säbel am 10. ÖGB-Bundeskongreß noch als Strategie für die Zukunft unserer Klein-und Mittelbetriebe bezeichnen konnte, nämlich die Strategie der

flexiblen Spezialisierung, scheint inzwischen überholt. Auch der Großbetrieb kann schon heute die spezialisierte Kleinserie erzeugen, wenn er will.

Daher muß auch der Kleinbetrieb die neuen Technologien nützen und aufbauend auf dem Weitblick der Führungskräfte und der Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter jene Marktnischen finden, die den Erfolg eines Unternehmens garantieren.

Wie Helmut Detter vom Forschungszentrum Seibersdorf feststellte, sind nach einer Umfrage aber 40 Prozent der heimischen Unternehmer nicht bereit, sich mit den neuen computerunterstützten Systemen zu beschäftigen. Dies muß deshalb zu denken geben, weil wir nicht nur einem verstärkten Druck seitens der Niedriglohnländer ausgesetzt

sind, sondern der Druck jener Länder zunimmt, die durch den Einsatz moderner Elektronik einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil erlangen wollen.

Wenn wir daher die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe sichern wollen, müssen wir eine zukunftsorientierte Innovationsund Technologiepolitik verwirklichen. Dabei geht es vor allem darum, den Technologietransfer, als vorrangige Maßnahme einer modernen Infrastrukturpolitik zu verstehen.

Während der Staat und die Länder früher in Straßen- und Schienennetze investierten, um die Voraussetzungen für eine florierende Wirtschaft zu schaffen, heißt Infrastrukturpolitik heute, Investitionen in Kommunikationstechnik und Forschung.

Es gibt viele Unternehmungen,

die von sich aus nicht in der Lage sind, eine Anbindung an Forschungsinstitute und Technologiezentren herzustellen. Für diese Fälle hat die öffentliche Hand in subsidiärer Form eine Hilfestellung zu geben. Dies bedeutet, daß Technologiepolitik im allgemeinen und Technologietransfer im besonderen der staatlichen Förderung bedarf und — in begrenzten Bereichen - auch der öffentlichen Organisation.

Durch Technologie-Transfer soll den Betrieben jenes technologische Know-how geliefert werden, das in Forschungsinstituten entwickelt und in Produkt- und Produktionsbereich angewandt werden kann. Diese Vermüt-lungsleistung soll auch für Kldn-und Mittelbetriebe neue Möglichkeiten zur Prozeß- und Produkt-

neuer Produktionsverfahren und zur Entwicklung neuer Produkte, eröffnen.

Neben dem Transfer von Technologiekenntnissen zeigt sich immer mehr, daß auch der Personal-Transfer technologiepolitisch einen hohen Stellenwert erhält. In den USA gilt der „Transfer der Köpfe“ als bester, billiger und effizienter Weg zu neuen Ideen im Produktionsprozeß und bei der Entwicklung von Produkten.

Neue Technologien verlangen ein komplexes Denken in Gesamtsystemen und nicht in Teillösungen. Immer mehr Kunden wollen ein Gesamt-Set, in dem die einzelnen Lösungskomponenten aufeinander abgestimmt sind. So wird von Experten immer wieder darauf hingewiesen, daß das mangelnde Systemdenken in Europa mit ein Grund dafür ist, daß wir den Anschluß an die Japaner und Amerikaner verloren haben.

„Transfer der Köpfe“

Wir haben uns daher in Vorarlberg für die Einrichtung eines Technologie-Transferzentrums entschieden. Damit soll das Fehlen von Universitäten und Forschungsinstituten teilweise ausgeglichen werden.

Wir werden Kooperationen mit Universitäten, den Forschungszentren Seibersdorf und Joan-neum in Graz, aber auch mit der Technologie-Clearing-Gesellschaft in Baden-Württemberg, der Steinbeis-Stiftung und der Frau-enhofer Gesellschaft in Bayern aufnehmen.

Wir sind uns aber bewußt, daß Technologie-Transfer flankierende bildungspolitische Maßnahmen verlangt: Denn wir müssen eine Vielzahl von Mitarbeitern auf den verschiedensten Stufen der betrieblichen Hierarchien befähigen, die peuen Technologien optimal einzusetzen.

Der Autor ist Präsident der Kammer für , Arbeiter.und Angestellte Vorarlbergs.

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