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Hilfe für Seitenstetten

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Inmitten der Vorbereitungen zur Landesausstellung 1988 stockt die Renovierung. Rasche finanzielle Hilfe für die größte private Gemäldesammlung ist notwendig.

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Inmitten der Vorbereitungen zur Landesausstellung 1988 stockt die Renovierung. Rasche finanzielle Hilfe für die größte private Gemäldesammlung ist notwendig.

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Eine der größten privaten Gemäldesammlungen Österreichs mit über 800 Werken, eine wohl einmalige Sammlung von über 70 Gemälden des Martin Johann Schmidt, besser bekannt als „Kremser Schmidt“, Deckenfresken von Paul Troger und Bartolo-meo Altomonte, eine prachtvolle Stiftsbibliothek: dies und viele andere Schätze machen das Stift Seitenstetten zu einem besonderen Juwel der Barockzeit.

Allerdings ist dieses kostbare geistige Zentrum erst langsam dabei, aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen. Seit Anfang 1985 sind Renovierungsarbeiten im Gange — sie haben also viel später eingesetzt als in den anderen großen Barockstiften Niederösterreichs, werden aber sicher nicht weniger kostspielig sein. Der große Stiftshof und die Abteistiege konnten bereits wiederhergestellt werden, auch die Innenhöfe haben zum Teil schon den alten Glanz zurückerhalten. An die Stelle der tristen grauen Fassadenfärbelung ist wieder barock-fröhliches Weiß-Gelb getreten. Nun soll die Restaurierung der Westfassade und der übrigen Innenhöfe, der Ritterkapelle und der Bibliothek in Angriff genommen werden.

Für das Benediktinerstift Seitenstetten wurden von Seiten des Landes und des Bundes bereits einige finanzielle Zuschüsse geleistet, wie aber die noch offenen 46 Millionen Schilling aufgebracht werden sollen, ist vorerst ungeklärt. Freilich wird die für 1988 im Stift vorgesehene Landesausstellung mit dazu beitragen, das Stift in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und damit auch die Spendenfreudigkeit Privater anzuregen. Eine Baustein-Aktion hat durch die Anteilnahme der örtlichen Bevölkerung einige Mittel aufgebracht, und für den Herbst hofft der rührige Abt des Stiftes,

Berthold Heigl, auf den Erfolg einer Weihnachtskartenaktion, deren Reinerlös ebenfalls dem Stift zufließen soll.

Aus eigener Kraft kann das Stift nicht allzu viel zu dieser großen Aufgabe beitragen, ist es doch weit weniger begütert als die vergleichbaren anderen großen Stifte. Frühere Finanzierungsquellen, wie das Kupferbergwerk in Radmer und das Messinghüttenwerk Reichraming, aus denen die großen Um- und Zubauten der Barockzeit bestritten wurden, sprudeln heute längst nicht mehr.

Einer breiteren Öffentlichkeit ist Seitenstetten durch sein Stiftsgymnasium und das angeschlossene Internat bekannt, meist wird aber bei seiner Erwähnung—ganz im Gegensatz zu Melk, Göttweig, Klosterneuburg, Zwettl, Altenburg oder Herzogenburg — zuerst die Frage gestellt, wo Seitenstetten überhaupt liegt: im Voralpengebiet, auf halbem Wege zwischen Amstetten und Steyr.

Weitaus bekannter als das Stift ist die zu Seitenstetten gehörige — übrigens von Jakob Prandtauer errichtete - Wallfahrtskirche auf dem Sonntagberg, die, ebenso wie die zugehörigen vierzehn Pfarren, vom Stift aus betreut wird. Uber die Kunstschätze hinaus ist bemerkenswert, daß das Stift über die josephinischen Reformen und manche andere Stürme der Zeit hinweggerettet werden konnte und somit das Chorgebet in Seitenstetten seit der Gründung im Jahr 1114 nie verstummt ist.

Das letzte der großen Barockstifte Niederösterreichs im alten Glanz wiederherzustellen ist eine große Aufgabe. Sicher überfordert sie die öffentliche Hand, wenn auch insbesondere das Land Niederösterreich nach Kräften bemüht ist, zu helfen. Mangels eigener Ressourcen wird Seitenstetten mehr als andere Stifte darauf angewiesen sein, daß private Spender ihr Interesse an seiner Erhaltung tatkräftig zum Ausdruck bringen.

Spenden werden auf das Konto 305.500 der 43530 Volksbank Alpenvorland r. G. m. b. H., 3300 Amstetten, erbeten.

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