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Die kürzlich im Vatikan unterzeichnete gemeinsame Erklärung von römisch-katholischer und syrisch-orthodoxer Kirche, die eine gegenseitige Amtshilfe bei der Sakramentenspendung zum Inhalt hat, stand im Mittelpunkt einer Festakademie der Stiftung „Pro Oriente" in Wien, auf deren Einladung hin sich der syrisch-orthodoxe Patriarch Mar Ignatius Zakka I. Iwas eine Woche lang in Österreich aufhielt. Der Patriarch hob die bedeutsame Rolle Kardinal Königs und der wissenschaftlichen Arbeit von „Pro Oriente" für diesen Schritt von historischer Tragweite hervor.

Patriarch Mar Ignatius Zakka I. hatte bei einem Festgottesdienst in der alten Lainzer Pfarrkirche in Wien — sie wurde vor einigen Jahren der syrisch-orthodoxen Kirche zur Benützung übergeben — Kardinal König in Anerkennung seiner Verdienste um die Ökumene einen Patriarchenstab geschenkt, den der Wiener Erzbi-schof bei der Priesterweihe im Wiener Stephansdom anstelle seines Bischofsstabes verwendet hatte.

Der Patriarch, der von zahlreichen Bischöfen, darunter vom Katholikos des Ostens, Mar Basilius Paulus IL, und vom syrischorthodoxen Bischof für Zentraleuropa Julius Yeshu Cicek begleitet wurde, bezeichnete die vom Papst und ihm in Rom unterzeichnete gemeinsame Erklärung als einen großen Schritt nach 1500 Jahren, der den theologischen Streit um das Konzil von Chalze-don beende. Insbesondere unterstrich der Patriarch — im Rahmen der Festakademie mit dem Titel eines Protektors der Stiftung „Pro Oriente" ausgezeichnet — die historische Bedeutung der jüngsten Erklärung, da es sich um die erste Erklärung von solcher Tragweite zwischen der römisch-katholischen Kirche und einer altorientalischen Schwesterkirche handle. Der Präsident des Vorstandes von „Pro Oriente", Minister a. D. Theodor Piffl-Percevic, erwähnte eingangs, daß viele Gedanken, die im jüngsten Dokument enthalten seien, bereits im Rahmen von theologischen Gesprächen in Wien eingehend erörtert worden seien. Es sei eine Tür geöffnet worden, meinte Piffl-Percevic, um auf dem beschwerlichen Weg zur vollen Einheit der Kirchen voranzuschreiten. Besonders gedachte Piffl-Percevic auch des nach wie vor in Verbannung lebenden koptischen Patriarchen Schenuda, der im Rahmen der „Wiener Konsultationen" beachtliche Beiträge zur Klärung strittiger theologischer Fragen geleistet habe.

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den orientalischen Kirchen eröffnet für den Wissenschaftler einen geistigen Reichtum, den man zunächst nicht erwartet habe, betonte der Wiener Rechtswissenschaftler Walter Seeb bei seinem Vortrag anläßlich der „Pro Oriente"-Fest-akademie. Ökumene als wissenschaftliche Aufgabe sehe sich in ganz besonderer Weise in der Spannung, die zwischen Wissenschaft und Glaube herrsche, der Blick auf wertvolle Traditionen der Unionspartner sei lange versperrt geblieben.

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