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Hilfe, ich brauche eine Oma!

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Beziehungen halten weniger gut und alte Menschen vereinsamen. Da ist es wichtig, Beziehungen mit Chance auf Beständigkeit zu stiften.

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Beziehungen halten weniger gut und alte Menschen vereinsamen. Da ist es wichtig, Beziehungen mit Chance auf Beständigkeit zu stiften.

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Es sind dies Beziehungen zwischen der Großeltern- und der Enkelgeneration. Sie können auch durch Vermittlung von außen geschaffen werden. Das kann sich so ergeben: Auf der einen Seite stehen junge Mütter, die sich durch die Versorgung ihrer Kinder von vielen Dingen des täglichen Lebens ausgeschlossen fühlen. Auf der anderen Seite gibt es viele (aber nicht genügend!) ältere Frauen, vereinzelt auch Männer, denen die eigene Familie entwachsen ist, die aber noch Kraft und Sehnsucht nach Bindung und Aktivität haben.

Diese beiden Gruppen zueinander zu bringen hat sich der nun schon seit 20 Jahren bestehende Oma-Opa-Dienst des Katholischen Familienverbandes zur Aufgabe gemacht. Finanziell ist diese Serviceeinrichtung zur Zeit noch ausschließlich auf die Unterstützung durch die Erzdiözese Wien angewiesen.

Traudl Langfelder, Initiatorin des Oma-Opa-Dienstes: „Wir sind kein auf Gewinn ausgerichtetes Unternehmen.

Der Gewinn steht auf der Seite der Familie und der Senioren. Hier geht es um wichtige Lernprozesse, um den Umgang der Generationen miteinander und um das Erkennen, wie sehr Menschen einander brauchen."

Die steigende Zahl der Scheidungen und der Anstieg von alleinerziehenden Müttern und auch Vätern macht Einrichtungen wie diese immer notwendiger. Sie bedeutet aber auch eine starke Entlastung der öffentlichen Einrichtungen wie Krippen, Horte und Kindergärten. Warum hier keine Förderung seitens der Gemeinde Wien stattfindet ist schwer zu begreifen.

Eine Mutter, die ihr Kind stundenweise durch eine vermittelte Oma betreuen läßt: „Mir war es wichtig, daß mein Kind in seiner gewohnten Umgebung bleibt und ich selbst bin viel ruhiger wenn ich beruflich außer Haus bin, weil der ganze Streß vom Hin- und Herbringen des Kindes wegfällt."

Wie sehr eine Verbindung dieser Art „hält", beweist auch das Beispiel einer Familie mit vier Kindern, die mit ihrer ehemaligen „Wahloma" regelmäßig zum Heurigen geht, oder der Fall einer anderen Familie, die „ihre" Oma regelmäßig im Spital besucht, seit diese krank ist.

Es gibt auch — allen gegenteiligen Meinungen zum Trotz - einsatzfreudige und

engagierte Omas, die ganz speziell zu einem behinderten Kind vermittelt werden möchten. Monika Herberstein, Organisationsleiterin der Servicestelle: „Für diese Fälle habe ich eine eigene Kartei, sodaß auch behinderte Kinder über uns eine Betreuung finden können." Woran es zur Zeit fehlt sind nicht Familien, sondern Omas.

Eine Oma: „Natürlich kommt es letztlich auch viel auf die gegenseitige Sympathie an, um sich auch in Fragen der Kindererziehung einig zu sein. Aber wenn auf beiden Seiten Vertrauen vorhanden ist, so klappt es auch in diesem Bereich.'

Ein weiterer sozialer Vorteil für die Kinder unserer Zeit ist die Möglichkeit, durch eine „angenommene" Oma ein anderes Weltbild und andere Lebensformen kennenzulernen. Auf der anderen Seite bleiben „Wahlomas" dem Leben in der heutigen Form aktiv verbunden und lernen, es zu verstehen.

In Zeiten der emotionalen Verarmung und der „ Massen-kindhaltung" in öffentlichen Institutionen erscheinen familienähnliche Modelle wie dieses auch der Gemeinde Wien sicher für förderungswürdig.

Oma/Opa-Dienst

Friedrich-Kaiser-Gasse 94, 1160 Wien, TeL 46 89 08 oder 46 36 68, Das Anerkennungsentgelt beträgt SO bis 70 Schilling pro Stunde und das Vermittlungshonorar 270 Schilling.

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