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Digital In Arbeit

Hinaus in die große Welt

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UfmBergli Bin i gesässe, Ha de Vögle Zugeschaut; Hänt gesunge, Hänt gesprunge, hänt's Nestli Gebaut.

Das Licht ist gut - hier läßt Goethe sich mühelos lesen. Ein helles Zimmer.

Die alte Frau im Zug - ich weiß nicht, ich würde niemals jemanden um seinen Kugelschreiber ersuchen, um damit ein Kreuzworträtsel... Ich hatte gedacht, sie würde mit meinem Kugelschreiber ihre Küome-terbank ausfüllen wollen.

Zwei Mädchen plaudern. In ihrem Gespräch fällt das Wort Disneyland.

Ein alter Mann wacht auf und sagt: Jetzt hab' ich gar nicht gewußt, wo ich bin.

Die alte Frau reist für ihr Leben gern. Sie war bereits in fast allen Ländern der Erde.

Ich reise nicht so gern, aber: Auch ein Dichter muß zumindest bisweilen ein wenig hinaus in die Welt.

Noch heuer wird die alte Frau zum dritten Mal nach Indien fahren - fahren, nicht fliegen. Sie und ihre Freunde reisen mit einem Campingbus.

Der alte Mann sagt: Jetzt weiß ich wieder, wo ich bin.

Ich denke: Viel Heber säße ich daheim an meinem großen Schreibtisch.

Er dichtet wieder.

Was er nur dichten mag?

Die Leute in meinem Stiegenhaus nehmen an meiner Arbeit Anteil.

Vielleicht schreibt er einen Roman.

Wieso einen Roman? Weil er so schnell schreibt. Es gibt aber auch kurze Romane. Die langen sind mir Heber.

Also, für mich ist ein langer Roman nichts. Da les' ich immer gleich den Schluß, und dann interessiert mich das ganze Buch nicht mehr.

In Thailand sah die alte Frau Leute Heuschrecken essen.

Ein schönes Zimmer, und das Hausmädchen bereitet das Frühstück mit großer Sorgfalt. Vor dem Fenster steht ein Stier. Ich könnte auch ein Ei haben.

Die Nagelbetteiterung an der rechten Großzehe schmerzt mich. Mein rechter Fuß ist viel älter als der linke.

Von einem großen Thermometer an einem kleinen Haus lese ich zwanzig Grad ab. Im Haus daneben gibt es einen Friseur. Vielleicht werde ich in den nächsten Tagen...

Am Morgen besahen wir die Kirche, deren Chor unsinnig verziert ist Der Schatz wird nur zum Teil gezeigt unter dem Vorwande, daß man nach einem Diebstahl die besten Sachen beiseite gebracht habe. Ich trage Goethe immer bei mir. Ob Goethe auch mich immer bei sich getragen hätte?

Die alte Frau sagt: Ich kann an einem Kreuzworträtsel nicht vorbeigehen.

Woher ich die Eiterung an der rechten Großzehe bloß haben mag? Und die Fieberblase an der Unter-Hppe? Daheim trinke ich halt aus meinem eigenen Kaffeehäferl und die Füße stecken meistens in Hausschuhen.

Vor mir liegen Kühe im Schatten einer Blockhütte. Sie sind sonnenempfindlich wie ich. Mein Gott, Sonne: Gutes Wetter ist mir nicht recht Schlechtes Wetter ist mir nicht recht. Gar kein Wetter ist mir erst recht nicht recht Mir ist ohnehin alles recht

Meine Bekannten fahren heuer zum zweiten Mal in die Karibik. Natürlich fliegen sie. Ich strotze vor Müdigkeit

Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß auf Zeiten der Untätigkeit Zeiten der Tätigkeit folgen. Die Erfahrung hat mich bisher vor dem Schlimmsten bewahrt

Die alte Frau kostete von den Heuschrecken. Sie schmeckten wie Stroh.

15 Uhr 30. Zu früh, um zu spät zu sein, zu spät, um zu früh zu sein. 15 Uhr 30 ist eine blöde Zeit Die Bank, auf der ich sitze, ist mir nicht bequem — aber bin ich bequem der Bank? Man kann eine Sache so sehen oder so. Ich seh' sie Heber so.

Eine Kuh ist aus dem Schatten in die Sonne getreten. Für einen Laien ist es kaum abzuschätzen, wieviel Milch so ein Tier tägUch gibt Grüß Gott! Ich könnte ja wirklich auch einmal „Grüß Gott I“ sagen, und ich frage mich, was die Leute von einem wie mir, der da in Hochgebirgsaus-rüstung im Tal herumsitzt, wohl denken.

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