7027340-1989_16_18.jpg
Digital In Arbeit

Hinein in die Ausbildung!

Werbung
Werbung
Werbung

Die Berufstätigkeit hat für einen Großteil der Frauen einen zentralen Stellenwert. Nach einer Umfrage’ aus dem Jahre 1987 wollen sich nur mehr zwölf Prozent der Frauen mit Familie und Hausarbeit begnügen, aber fast % der Österreicherinnen sind überzeugt, daß Frauen einen Beruf ausüben sollen. Die Frauen sind bereit, sich weiterzubilden, und sie sind an einem beruflichen Aufstieg interessiert, sei es für ein höheres Einkommen, für mehr Selbständigkeit, oder xaa. bessere Leistungen und mehr Verantwortimg zu erreichen.

Dieser Weiterbildungs- und Aufstiegsmotivation stehen aber Barrieren im Weg. In vielen Fällen beschränkt sich die Weiterbildung auf das Erlemen von Ar-

beitstechniken, wozu auch die computergestützte Büroarbeit zählt Die meisten Frauen erhalten eine Einschulung in die Textverarbeitung. Das innerbetriebliche Weiterbüdungsangebot ist weitgehend auf Karrieren zugeschnitten, die vorwiegend Männer vorbehalten sind.

Ahnlich ist die Situation bei den Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen; sie stehen mit ihren Berufswünschen einem geschlechtsspezifischen Hindernis gegenüber, da viele Frauen bereits mit ihrem Einstiegsberuf als Schreibkraft oder Sekretärin benachteiligt sind und so Arbeitsplätze bekommen, die in eine berufliche Sackgasse führen und nicht mit Männem besetzt werden. Trotz Fähigkeit und Kompetenz können Frauen, weil ihrem Aufstieg oft innerbetriebliche Schranken gesetzt sind, in bestimmte Managementebenen und -bereiche nicht aufsteigen. In Österreich üben nicht einmal 20.000 Frauen hochqualifizierte leitende Tätigkeiten aus. Karrierehemmend wirkt sich auch die geseUschafthch erwartete Auffassung vieler Frauen aus, hauptverantwortlich für die Erziehung der Kinder zu sein. Der Wunsch nach einer befriedigenderen Berufssituation steht in krassem Gegensatz zu deren Erreichbarkeit. Frauen reagieren unterschiedlich auf diese Situation. Entweder verharren sie in „’ositionszufriedenheit“, lehnen eine „Karriereorientierung“ ab, verlegen ihr Bildungsinteresse in außerberufliche Bereiche, suchen die Perspektive in der Familie, oder sie kämpfen weiter um den Aufstieg und sind wirklich „dreimal so gut wie ein Mann“.

Den Strukturen unserer Arbeitswelt, in der aufgrund der Technisierung und SpeziaUsie-rung der einzelne nur noch für einen kleinen Teilbereich zuständig ist, müssen wir Rechnung tragen. Schnell veränderliche Faktoren verlangen heute nach mehr Flexibilität und dafür steht der Einsatz des Computers. Mit der zunehmenden Computerisierung am Arbeitsplatz verändern sich aber auch die Arbeitsbedingungen von Frauen, die mit der Automation konfrontiert sind. Viele Frauen fürchten die zunehmende Automatisierung der Büroarbeit: Während sich für einige eine berufliche Karriere auftut, droht vielen ein Absturz in niedrig qualifizierte Arbeiten. Einfache Büroarbeiten werden im Zuge der Automation wegrationalisiert, und die neuen Bildschirmarbeitsplätze bringen einen erhöhten Arbeitsaufwand und neue ge-sundheithche Belastungen mit sich. 55 Prozent der befragten Frauen gaben m einer Umfrage an, daß die Arbeit mengenmäßig umfangreicher wird. 56 Prozent der Frauen, daß die Erwartungen der Vorgesetzten an das Arbeitstempo steigen, und 47 Prozent der Frauen sagen, es findet eine starke Verdichtung der Arbeit statt. Die technisch mögliche Entkoppelung vieler Arbeitsprozesse läßt auch die Frage der Vereinzelung und letztendlich der Vereinsamung entstehen: Tele-Heimar-beiterinnen, jede für sich, räum-Uch nebeneinander, ohne jede soziale Sicherheit.

Mit der Einführung von Bürocomputern ist die Zukunft aber keineswegs bereits in allen Einzelheiten festgelegt Büroautomation bietet auch erhebliche Gestaltungsspielräume, die sich durchaus auch im Interesse der betroffenen Frauen nutzen las-

„Bereits der Einstieg führt Oft in die berufliche Sackgasse“

sen. Mit der Ubemahme von Routinetätigkeiten durch den Computer bieten sich neue Freiräume, um Arbeitsplätze mit qualifizierten Aufgaben zu bereichem.

Frauen haben durch derartige Mischarbeitsplätze außerdem die Möglichkeit aufrücken zu können, wenn sie über innerbetriebliche Weiterbildungsangebote ihr Qualifikationsspektrum und ihre Arbeitserfahrungen entsprechend erweitern können. Die Frage der Weiterbildung rückt hier in ein spezielles Licht. Qualifizierte Mischtätigkeit erfordert den Aufbau von über Maschinschreiben hinausgehenden Fähigkeiten, notwendig sind daher aufstiegsorientierte Weiterbildungsangebote statt der üblichen Anpassungsweiterbildung für Frauen. Um die MögUchkeit der Büroautomation selbständig nutzen zu können, sind weniger spezialisierte Programmierfähigkeiten notwendig, als Kenntnisse im Systemaufbau. Dazu gehört die Fähigkeit, Arbeitsabläufe zu analysieren, Informationsströme zu identifizieren und die Gestaltungsvorschläge zu formulieren. Nur eine Anhe-bung der Qualifikation und nicht eine Anpassung an technologische Tendenzen ist zielführend, um in qualifizierte Positionen zu kommen.

Die Zukunft der Arbeit in den Büros wird davon abhängen, ob wir lemen nicht nur zu denken, sondern umzudenken, ob wir mit den raschen Veränderungen in der Computerwelt Schritt halten können. Wichtiger als die Erfahrung selbst wird dabei verstärkt die Fähigkeit sein, neue Erfahrungen zu verarbeiten.

Die Autorin ist Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen.

‘ .Frauenarbeit im automatisierten Büro.“ Forschun^sberichte aus Sozial- tmd Arbeits-marktpohtik. Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Wien 1987.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung