6853614-1977_05_12.jpg
Digital In Arbeit

Historisches Dokument

Werbung
Werbung
Werbung

1642 schuf Monteverdi seine letzte Oper, „Die Krönung der Poppea”, ein Jahr später starb er, trat Ludwig XIV. seine Regierung an. Eine interessante Retrospektive dieser Ära bietet Zürich mit Jean-Pierre Ponnelles eigenwilliger Inszenierung: klassisches Römerdrama am Hof des Sonnenkönigs - französischer Stil in Kostüm, Geste und politischer Bezüglichkeit. Nerone (Eric Tappy - ein leidenschaftlicher, federnder, helltimbrierter Tenor, und eine elegante Erscheinung) ist Ludwig selbst, absoluter Herrscher in politischer Tragikomödie.

Ein seltenes Klangerlebnis - Nikolaus Harnoncourt, Gründer des Con- centus musicus in Wien 1953, selbst 17 Jahre Cellist der Wiener Symphoniker, dirigiertim schwarzen Samtwams sein ebenso gekleidetes Orchester auf Originalinstrumenten:Barockvioli nen und -celli, Zinken, Naturtrompeten, Schalmeien, Dulzian, Theorben, Gitarre, Hakenharfe.

Die Vielschichtigkeit der schillernden Charaktere, der rasche Wechsel der Affekte wird durch befremdliche, aber authentische Stimmbesetzung betont. Ottone - Paul Esswood, ein englischer Konter-Tenor (katastra- tenhafter Stimmklang, unnatürlich, aber höchst kultiviert). Die Amme Ar- nalta spielt Alexander Oliver, ein heller, markanter schottischer Tenor, als komische Alte in Frauenkleidern kokett und souverän, auch die Diener und Soldaten sind zum Teil lustige Personen, und die jungen Paare (Schäferpaar Damigella-Valletto und Dru- silla-Ottone) werden mit betonter Leichtigkeit geführt, wie überhaupt das komödiantische Element und die pathetische Outrage vorherrschen.

Auch die Kostüme und Lockenperücken spiegeln den aufwendigen, kostbaren Stil der Moliėre-Zeit Durch dramatische Akzentverschiebung wird die Tragödie (Senecas Tod auf der Bühne hinter gehaltenem Vorhang) stark unterspielt. Es dominiert die heiter-glanzvolle Huldigungsoper der Barockzeit mit starkem französischen Einschlag, fern jeglicher Italianitä, in einem üppigen, prachtvollen zweigeschossigen Bühnenbild.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung