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Hitler-Staat-Gedenken

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Seit Monaten wirbt die kanadische Zeitung „The Canadian Slovak", die in einer kleinen Auflage auf Slowakisch in Toronto erscheint, für eine würdige Feier des 53. Gründungstages der „selbständigen" Slowakei. Am 14. März, soll die nationale Feier in Bratislava über die Bühne gehen.

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Seit Monaten wirbt die kanadische Zeitung „The Canadian Slovak", die in einer kleinen Auflage auf Slowakisch in Toronto erscheint, für eine würdige Feier des 53. Gründungstages der „selbständigen" Slowakei. Am 14. März, soll die nationale Feier in Bratislava über die Bühne gehen.

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In Preßburg wirbt man auf unerlaubt aufgeklebten Flugblättern für die Samstagdemonstration. Die Aufschrift ist klar: „Die Slowakische nationale Einheit - für den Slowakischen Staat ohne Diskussion - lädt alle Slowaken und Slowakinnen zu der Feier..." Am Programm steht eine Gedenkfeier am Grabe von Monsignore Josef Tiso auf dem Martinsfriedhof. Am Hlin-ka-Platz (dem jetzigen Platz des ' Slowakischen Nationalaufstandes) folgt eine feierliche Kundgebung.

Damit - so slowakische politische Beobachter zur FURCHE -wird eine Staat gefeiert, der in der Hitlerzeit gegründet wurde, desgleichen ein Präsident, Tiso, der Tausende Juden ins KZ transportieren ließ - und das alles durch eine Partei, deren Gründer ein gewisser Herr Panis ist; ein ehemaliger Musikant, der auf seinem Schlagzeug im Rahmen einer Tschechoslowakisch-SowjetischenFreundschafts-gruppe öfter in der Sowjetunion als zu Hause gespielt hat; ein Herr Panis, der noch vor der „sanften Revolution" 1989 die Worte „Slowakei" oder „Slowake" kaum gebraucht hätte, der jetzt als Vorsitzender der „Slowakischen Nationalen Einheit" sogar den britischen Premier John Major zu der „Staatsfeier" eingeladen hat; den Premier jenes Landes, das die Slowakei an-nodazumal anerkannt hatte.

Da.in der CSFR die Propagierung des Faschismus strafbar ist, wurde dem slowakischen Generalstaatsanwalt von der Bürgerinitiative „Human" die Überprüfung, ob es sich um eine gesetzeswidrige Tat handeln könnte, nahegelegt. Trotz allem wird die Manifestation stattfinden. Der härteste Kern der slowakischen Nationalisten wird dazu erwartet - unterstützt durch Inaktivität der Behörden, die auch die vorjährigen Übergriffe auf Präsident Vaclav Havel bei einer ähnlichen Kundgebung nicht geahndet haben. Angekündigt ist die Anwesenheit des Präsidenten des Slowakischen Weltkongresses, des seinerzeitigen CSSR-Nationalmann-schaftsspielers im Eishockey, Peter Stastny. Der Großteil der Slowaken will jedoch mit solchen Aktionen nichts zu tun haben. (Zur Parteienlandschaft der Slowakei siehe Seite 4)

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