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Hochschule als Lebensraum

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Am 21. April 1982 tat Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg den Spatenstich, am 3. Oktober wird Wissenschaftsminister Heinz Fischer den Neubau für die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg eröffnen. Ein glücklicherweise viel umstrittenes Projekt — sonst wäre der Stadtteil Freisaal im Süden der Festung und in der Nachbarschaft des ORF-Landesstudios endgültig zerstört worden - bietet nun Psychologie, Biowissenschaften, Zoologie, Botanik, Geo-wissenschaften, Geographie, Didaktik der Naturwissenschaften, Mathematik und EDV-Zentrum ein gemeinsames Dach.

Das Gebäude wird von der Bibliothek und dem Auditorium Maximum bestimmt, ist gegliedert und zeigt noch eine starke Baumasse. Der kleine Weiher und die Gewächshäuser, eine Dachlandschaft, die jeden Fotografen erfreut, und der Blick zur Festung Hohensalzburg, von der manche Formen entlehnt zu sein scheinen, helfen da keineswegs darüber hinweg. Das ORF-Gebäude bleibt wohl immer noch der modernste Bau in der Stadt Salzburg.

Die Grundidee der Architekten war es, Lebensräume für die Benutzer zu schaffen, mehr als zweitausend Menschen, Professoren,Assistenten, Studenten und nichtwissenschaftliches Personal, werden hier täglich arbeiten. Die Praxis des Alltags wird erweisen, ob dieses Ziel erreicht wurde. Immerhin sind die weit verstreut gelegenen naturwissenschaftlichen Institute hier zusammengefaßt, und die geisteswissenschaftliche Fakultät „erbte“ so zusätzlich 10.300 Quadratmeter Nutzfläche.

44.272 Quadratmeter war das zur Verfügung stehende Grundstück groß, 22.522 Quadratmeter davon wurden verbaut, in den verschiedenen Bauten zwischen Heilbrunner Straße, Hofhaymer Allee, Freisaal-Wiesen und Altersheim Heilbrunner Straße stehen 61.000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Die Architekten Stefan Hübner, Wilhelm Holzbauer, Heinz Marschalek, Georg Ladstätter und Heinz Ekhart haben gegenüber ihren ursprünglichen Ideen einige Kompromisse machen müssen. Mit dem Bereich Freisaal stand eines der landschaftlich empfindlichsten Gebiete zur Disposition, und schließlich mußte auch Rücksicht darauf genommen werden, daß Studenten hier große Teile des Tages verbringen, die Fakultät also auch Lebens- und Wohnraum bieten muß.

Der Kommunikation sind Mensa und Cafeteria, aber auch die Bibliothek gewidmet. Da in den einzelnen Instituten nur Handbibliotheken für laufende Projekte unterzubringen sind, kommt der zentralen Bücherei besonderer Stellenwert zu, was auch von der Architektur her durch ihre Mittelpunktposition unterstrichen wird.

Ob dieses neue Fakultätsgebäude tatsächlich die Zusammenarbeit innerhalb der Fakultät intensivieren, Kontakte zwischen den einzelnen Instituten erleichtern wird, ist vielleicht erst nach der Neubau-Euphorie und nach dem Verlauf eines Studienjahres abzuschätzen. Als Langzeitwirkung von diesem neuen Gebäude eine geistige Integration der Universität in die Stadt zu erwarten, ist bei der schon sprichwörtlichen Studenten- und Wissenschaftsfeindlichkeit der Salzburger eher fraglich - aus Platzgrunden ist jedenfalls kein weiterer Ausbau möglich.

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