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Hochschulmanager auf der Schulbank

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Die Führung und Verwaltung einer Universität — auch wenn sie nicht 30.000 Studenten sowie 5000 Lehrkräfte und Mitarbeiter zählt wie Österreichs größte in Wien — verlangt heute längst eine Führung wie ein Industriebetrieb vergleichbarer Größe. Die Unruhe vergangener Jahre auf den hohen Schulen war nicht zuletzt dadurch verursacht, daß die Verwaltungsmethoden des 19. Jahrhunderts mit den erhöhten Anforderungen einer Massenuniversität nicht mehr Schritt hielten.' Rek^ tor, Dekan, Institutsvorstand aber sind in erster Linie Wissenschafter, Forscher und Lehrer, nicht Verwaltungsbeamte, und auch die „gelernten“ Verwalter in Rektoraten und Dekanaten oder Quästuren haben ihre Ausbildung meist noch in früheren Zeiten erlebt. Was aber muß der Universitätsmanager neuer Prägung können? Welche Probleme muß er bewältigen? Wo lernt er all dies?

Diese Probleme sind nicht auf Österreich allein beschränkt. Die Sprecher von 102 westlichen Universitäten (aus den Mitgliedsländern der OECD) — Rektoren, Dekane, Kanzler, Direktoren — versammelten sich kürzlich in Paris zur dritten Generalkonferenz eines „Programms“, in dem der Wissenschafts-ausschuß der OECD diesen Fragen auf den Leib rücken wollte. Seit mehreren Jahren untersucht man die Thematik mit verteilten Rollen. Von 90 eingereichten Arbeitspapieren wurden 25 ausgewählte diskutiert. Da ging es um Fragen der Hochschulplanung, der Datenverarbeitung und damit verbunden des Datenr Schutzes, um Möglichkeiten und Effektivität von Tests im Unterricht, um Kriterien des Forschungsmanagements. Die Engländer berichteten über ihre Ergebnisse zur Frage, wie man Indikatoren für die internationale Vergleichbarkeit der Hochschulen findet. Die Deutschen gingen gleich zum Kern: wie kann man den Um-Administratoren eine gediegene Ausbildung „verpassen“?

In einem halben Dutzend „Tutorials“ setzten sich die versammelten Spitzenfunktionäre wieder selbst auf die Schulbank, um von den im Spezialfall schon eingearbeiteten Kollegen am Sandkasten bestimmte „Lagen“ vorexerziert zu erhalten. Hier spielten etwa die in England gesammelten Erfahrungen mit der „open university“, dem Angebot von höheren Fortbildungselementen dm Medienverbund, eine große Rolle.

Auch Österreich legte seinen Beitrag vor: Hier laufen seit mehreren Jahren die Arbeiten an einem Projekt, mit dem Studien verlauf und Studienergebnisse statistisch gemessen und festgehalten werden sollen.An der'Universität Linz und1'der Technischen Universität Wien begann man damit, dort die Hörer der Betriebswirtschaft, hier die der Elektrotechnik „aufzunehmen“, alle ihre Prüfungsergebnisse im Computer festzuhalten und schließlich Erfolg oder Nichterfolg festzustellen. Daraus ergab sich das Bild, daß sich schon in den ersten Semestern abzeichnet, ob der Student in der normalen Zeit abschließen wird oder ob er erst nach längerer Verzögerung oder überhaupt nicht zum Ziel kommt. Trotz der weitgehend verschiedenen Bedingungen der getesteten Studienrichtungen stimmte dieses Ergebnis für beide weitgehend überein — ja es wurde noch bestätigt, als die Forscher an der Universität Salzburg eine Gruppe von Psychologiestudenten in ihre Untersuchungen einbezogen. Diese Arbeit ist abgeschlossen. Sie erregte schon in den vergangenen Jahren in den mitbeobachtenden OECD-Staaten Aufmerksamkeit. Die Schweizer wollen nun eigene Forschungen darauf aufbauen.

Daß Österreich im internationalen Konzert einen allseits geschätzten Part mitspielt, wurde auch dadurch anerkannt, daß der Generalsekretär der österreichischen Rektorenkonferenz, Dr. Raoul Kneucker — die FURCHE konnte ihn erst kürzlich als „Zeitgenossen“ präsentieren — den Vorsitz in den Plenarsitzungen führte, in denen Rektoren (am Anfang) und Politiker (am Ende) zu den versammelten Wissenschaftsmanagern sprachen. Nicht nur deswegen zeigte sich Kneucker vom Erfolg dieser Tagung befriedigt. Es ist gelungen, berichtete er, allgemein zu überzeugen, daß bei allen künftigen Reformbemühungen die Bewältigung der Management-Probleme im Vordergrund stehen muß und daß hierzu ein geschultes Personal zur Verfügung stehen muß.

Für Österreich ergeben sich aus dieser internationalen Zusammenarbeit große Möglichkeiten, sich die Erfahrungen der andern zunutze zu machen, vor allem, was die Ausbildung dieses neuen Beamtentyps betrifft, die Studienberatung, die Planung von internationalen Statistiken.

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