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Hoffen auf den Gott der Bibel

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Unpopulär seien die zu wenig beachteten Aussagen der Schrift über die Hoffnung, meint der Autor und möchte - durch die Angabe der Schriftstellen - zur Diskussion anregen.

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Unpopulär seien die zu wenig beachteten Aussagen der Schrift über die Hoffnung, meint der Autor und möchte - durch die Angabe der Schriftstellen - zur Diskussion anregen.

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These eins: Christliche Hoffnung ist wesentlich Hoffnung auf Gott, der sich im Alten Bund als Retter kundgetan hat und seinen Sohn Jesus Christus als Retter aller Menschen gesandt hat.

Die Bibel setzt voraus, daß wir Menschen uns in einer Unheilsituation befinden, aus der wir uns allein nicht befreien können. Diese Erlösungsbedürftigkeit ist dadurch bedingt, daß wir alle in Sünde (Absonderung von Gott) verstrickt sind, mag dies auch im einzelnen sich dem Zugriff rationellen Denkens verschließen (Rm 1, 18-3, 20; 1 Joh 1,8). Die Bedrohung unseres Lebens durch Krankheit, Mißerfolg, Unglück und Tod ist aus biblischer Sicht nur ein schwaches Bild für ein viel größeres Übel, das allen droht und welches die Bibel in zeitbedingter Sprache „zweiter/ewiger/ Tod“ und „Hölle“ (vgl. Mt 10,28; Offb 20,14) nennt.

Weil der Mensch dazu bestimmt ist, in der Gemeinschaft mit Gott sein Glück zu finden, kann eine ewige Existenz fern von Gott nur schrecklich sein. Durch das Wissen um diese Unheilssituation unterscheidet sich die christliche wesentlich von anderen heute verbreiteten Weltauffassungen, nach denen es einzig am Menschen liegt, das Elend der Welt zu beheben und zukünftigen Katastrophen vorzubeugen.

Nach Aussage der Bibel hat Gott den Menschen nicht in seinem Elend sich selbst überlassen. Namhaften Vertretern des Volkes Israel hat er sich kurtdgetan als derjenige, der sie aus ihrer bisherigen Situation herausführt (Gen 12, Iff) und der sie errettet (vgl. Dtn 26,8f; Ex 3,7f ). Auf Gottes Hilfe hoffen bis heute die frommen Juden (vgl. Ps 68,7; 130,7). In Jesus Christus erkannten die Apostel den von Gott gesandten Retter (vgl. die Deutung des Namens „Jesus“ in Mt 1,21) und forderten in ihrer Missionspredigt die Hörer auf, sich durch Christus retten zu lassen (vgl. Apg 2,40; 1 Thess l,9f., Phil 3,20f., 1 Tim 2,4).

These zwei: ,JJoffnung leben" heißt: sich von der Hoffnung tragen lassen, daß Gott durch Christus rettet.

Der Christ ergreift im Glauben die ihm von Gott durch Jesus Christus dargereichte rettende Hand. Als Getaufter darf er überzeugt sein, daß Gott ihn durch Jesus Christus jetzt schon aus der Sünde und damit aus einem drohenden ewigen Tod errettet hat (vgl. Röm 5,lff). Gerade deswegen darf er fest hoffen, daß Christus ihn auch am Ende seines Lebens retten wird (Röm 5,9-10).

Dem Christen ist das neue, sinnvolle Leben allerdings zunächst nur vorläufig gegeben. Als Getaufter ist er in eine Leidensgemeinschaft mit Christus hineingestellt und zur Nachfolge des Gekreuzigten aufgerufen (vgl. Röm 6,3f; 8,17f; 2 Kor 4,7-12., Lk 9,23; 1 Petr 2,21f). Weil Christus die Macht des Todes besiegt hat und als Retter lebt, darf der Christ selbst in Verfolgungen und Bedrängnissen guter Dinge sein (vgl. Röm 8,31-38). Er darf hoffen, daß Gott ihm auch dann hilft, wenn er sich erneut in Schuld verstrickt, sofern er bereit bleibt, sich zu bekehren und retten zu lassen (1 Joh 1,9).

Als Getaufter ist er dazu berufen, als „Mitarbeiter Gottes“ (1 Kor 3,9) an dem „Werk des

Herrn“, der Vollendung und Rettung der ganzen Welt mitzuwirken. Der Sorge für die Welt kommt deshalb eine wichtige Bedeutung zu, weil das künftige Leben der Erretteten ein Leben der leibhaft Auferstandenen ist; das heißt, die neue Schöpfung ist keine Schöpfung aus dem Nichts, sondern nimmt diese Welt in sich auf. Der Einsatz für die dem Mehschen vertraute Erde ist auch dann nicht umsonst, wenn er äußerlich scheitert (vgl. 1 Kor 15,58).

These drei: .JHoffnung geben“ heißt: anderen den Weg zur Hoffnung auf die Errettung durch Gott und Jesus Christus ebnen.

Da kein Mensch ohne Gott und Christus das Ziel des Lebens erlangen kann (vgl. Apg 4,12), muß es das Anliegen aller Christen sein, den anderen Weg zu dem Heil in der Gemeinschaft mit Gott, soweit es auf sie ankommt, zu ebnen (1 Tim 2,4; vgl. 1 Kor 9.22).

Zum Ebnen des Weges der Hoffnung gehört es, den schuldig gewordenen Menschen die frohe Botschaft zu bezeugen, daß Gott in seiner Güte auf sie wartet, um ihnen zu vergeben und Anteil an seiner Lebensfülle zu schenken (vgl. Lk 15,20ff). Daß Christen sich ihrer annehmen und sie nicht abschreiben, ist eine Weise solcher Hinführung zur Hoffnung.

Als selbst mit Hoffnung Beschenkte müssen Christen vor allem den Menschen Hoffnung geben, die angesichts ihrer bedrängten Lebenslage (Verfolgung, Krankheit, Arbeitslosigkeit) der Versuchung ausgesetzt sind, am Wert und Sinn des Lebens zu verzweifeln und keine Hoffnung mehr zu haben. Materiellen und geistigen Hilfen kommt dabei eine wichtige Funktion zu. Sie sind wie die Wundertaten Jesu Zeichen, die hoffen lassen.

Allerdings sind Wohlstand, Glück und Zufriedenheit aus biblischer Sicht nicht die höchsten Güter; sie können sogar zu einer Gefahr werden, da sie blind und unempfänglich machen für das wahre Heil (vgl. Mk 8,36; Lk 6,24). Wer sich darauf beschränkt, weckt nicht die christliche Hoffnung auf Gottes Rettungstat. Ziel muß es daher bleiben, allen Hoffnungslosen die frohe Zuversicht zu vermitteln, daß sie sich in dieser Welt als durch Christus gerettete „Kinder Gottes“ verstehen lernen, die zu einer Herrlichkeit berufen sind, der gegenüber alle Not verblaßt (Röm 8,15-18).

These vier: Christen müssen mit der Abweisung der christlichen Hoffnung rechnen.

Wie Jesus und die Apostel müssen auch die Christen unserer Tage damit rechnen, daß viele ihre Botschaft ablehnen und sich gegen eine Rettung durch Gott sträuben (vgl. Lk 13,34f; 1 Kor

1.23) . Desinteresse darf Christen darum letztlich nicht verwundern, wenn sie auch darüber sehr bekümmert sein müssen. Sie dürfen sich dadurch nicht verleiten lassen, statt der keineswegs imitier attraktiven christlichen Botschaft der Hoffnung — sie verheißt kein Friedensparadies auf Erden — durch ohrenkitzelnde Parolen Anklang zu finden.

Alle Christen müssen sich aber ständig fragen, ob sie nicht durch ihre Art der Bezeugung die Ablehnung christlicher Hoffnung mitverschulden (vgl. 2 Kor 6,3). Wenn beispielsweise die biblische Botschaft von der Gefährdung unseres Heils heute kaum mehr Echo findet, hängt dies oft damit zusammen, daß biblische Angaben über „Hölle“ oft unkritisch zu

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