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Hoffnung als Ausdruck des Erzieher-Ethos
In der Pädagogik hat sich Resignation breitgemacht. Lehrer und Erzieher, Väter und Mütter sind verunsichert in bezug auf Ziele und Wege. Erziehung und Erzieher werden diskriminiert. Erziehung gilt als repressiv. In einer freien demokratischen Gesellschaft scheint für sie kein Platz zu sein.
Resignation macht sich breit angesichts der offensichtlichen Erfolglosigkeit pädagogischen Bemühens. Der Zeitgeist und die Öffentlichkeit, die Macht der Medien scheinen ungleich größer. Man denke an Religiosität, Mitmenschlichkeit, an Pflicht und Rücksichtnahme…
Aber gerade angesichts dieser Gefährdungen und Herausforderungen muß der Resignation entgegengetreten werden. Demokratie im Sinn einer humanen Gesellschaft ist ohne Bildung verloren …
Schüler werden ohne Hoffnung auf Bildung zur Kaderschmiede gesellschaftlicher und politischer Funktionäre, Familie wird zur Zwangseinrichtung aus ökonomischer Opportunität. Ohne Hoffnung auf Bildung wird der technische Fortschritt zum Zauberlehrling.
Wer allerdings von Hoffnung spricht, muß deutlichmachen, wo ihr Fundament ist, damit sie nicht zum blinden Vertrauen und zur bequemen Ausrede wird.
Zunächst einmal ist vor falschen Erwartungen zu warnen:
Pädagogisches Handeln ist nicht als Technik zu verstehen, die ein Produkt herstellt. Pädagogischer Erfolg ist nicht machbar und durch noch so viele rationalistische Anstrengungen nicht berechenbar. Man kann nur auf Erfolg hoffen, erzwingen kann und darf man ihn nicht…
Pädagogik muß den Menschen als Person anerkennen, sonst kann sie sich nicht von Dressur unterscheiden…
Der tiefste Grund für diesen Sachverhalt ist die im Menschen grundgelegte Beziehung auf Transzendenz. Wenn von Pädagogik und Erziehung, von Bildung, Haltung und Selbstbestimmung die Rede ist, dann muß diese Voraussetzung gemacht werden. Sie ist nicht die Beliebigkeit einer Position, nicht willkürliche Setzung eines weltanschaulichen Vorurteils.
Genau in diesem Prinzip ist auch das Fundament für Hoffnung zu sehen, weil in ihm der Gedanke der Bildsamkeit des Menschen seine Begründung findet. Diese Voraussetzung ist ein Prinzip, das den Menschen als Menschen, seine Persönlichkeit kennzeichnet, unabhängig von Alter und Stand, von Geschlecht und Beruf, von Rasse und Klasse.
Dieses die Hoffnung stiftende
Prinzip ist gleichzeitig Regulativ und normativer Anspruch für pädagogisches Handeln selbst… Es nötigt zu dialogischem Umgang, der den andern als Person achtet, der im Unterricht nicht zu überreden versucht, sondern dem andern helfen möchte, sich selbst zu überzeugen; der in der Erziehung nicht das Verhalten des andern steuert, sondern ihm hilft, auf sein Gewissen zu hören, diesen Anspruch in seinem Handeln verbindlich macht und sich in seiner Grundsatztreue bewährt.
Hoffnung als Ausdruck des pädagogischen Ethos ist kein bequemes Ruhekissen, sondern die Haltung fort- und andauernder Bereitschaft zu Hilfe und Rat, zu Anspruch und Gespräch. Hoffnung muß mit Geduld korrespondieren, nicht als versteckte Resignation, sondern auch als Ausdruck der Gelassenheit, als Haltung der Treue, die nicht von den kleinen und großen Enttäuschungen aus der Bahn geworfen wird.
Mit dieser Haltung der Hoffnung kann Pädagogik selbst wieder Hoffnung geben. Wenn sie den jungen Menschen nicht aufgibt, dann kann der junge Mensch selbst auch wieder Hoffnung fassen, bei allen Irrungen und Wirrungen, bei allem Versagen und aller Schuld.
(Der Autor ist Ordinarius für Pädagogik an der Universität Wien. Auszug aus einem Referat während der Studientagung „Erziehung - Resignation oder Hoffnung“.)
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